Zwei Tage unterwegs im Jura

Heute gehts Richtung französische Schweiz, bzw Jura.
Wir starten etwas nach neun Uhr.
Schaffen es auch heute nicht ganz, den anvisierten Zeitplan einzuhalten.
I
n Biel gibt es erst mal Kaffi Gipfeli bevor wir via Leubringen, Orvin und Nods die Gegend um den Chasseral erreichen.

Bisher hatten wir in dieser Gegend nie das nötige Wetterglück.
Heute passt es. Wir entschliessen uns spontan, den Chasseral zu befahren, die Tour umzubauen.



Der Chasseral ist mit 1'607 m ü. M. die höchste Erhebung im Berner Jura, im Nordwesten des Kantons BernSchweiz. Sein früherer deutscher Name Gestler wird in der Region teilweise noch verwendet, ist jedoch in der übrigen Schweiz nicht bekannt.



Über Umwege erreichen wir La Brévine auf 1043 m.ü.M. La Brévine wird auch "Sibirien der Schweiz" genannt.
Teilweise herrschen hier Temperaturen bis Minus 30 Grad.
Der Rekord wurde am 12 Januar 1987 mit Minus 41,8 Grad Celcius gemessen.



Immer wieder führt unser Weg durch kleine Ortschaften wie diese.
Leider ist es kaum möglich diese alle nach so einer Tour beim Namen zu nennen.
Zu viele sind es am Ende und unsere Aufzeichnungen würden sich in etwa so spannend wie ein Telefon Buch lesen.

Stellvertretend ein Bild einer solchen Ortschaft, irgendwo zwischen dem "Les Sagnettes" und dem "La Tourmande"
Alle sind sie hübsch, so wie diese.



Unterwegs kommen wir an einer Motocross Piste vorbei. Es wird trainniert. Wir schauen uns das ganze aus der Nähe an.
Was wir sehen beeindruckt uns.

Ich probiere die A6000 aus. Bin begeistert, für CHF200.- lässt sich damit tip top föttele.





In Bullet nehmen wir den "La Bullatonne" unter die Räder, fahren weiter via "la Cote aux Fées" und zum "Mont des Verriéres".

In Les Verriéres verlassen wir die Schweiz,geniessen ab sofort französischen Asphalt unter unseren Rädern.
Langsam macht sich ein stetig grösser werdendes Loch in der Magengegend bemerkbar.
Aber es springt uns nichts spontan in die Augen was den  Eindruck erweckt es könne Abhilfe bieten.
Entweder grad geschlossen, seit längerem geschlossen, oder sonnst irgendwie Akut von Verfall bedroht.

Entlang dem "Lac de Sant Point" im Département Doubs steuern wir unserem Tages Ziel, dem  "B&B Au Moulin des Fées entgegen".
Dieses liegt inmitten des Naturschutzgebietes der "Cascades du Hérisson".
Ein Tal mit sieben Wasserfällen.
Der Fluss "Hérisson legt hier auf 3,7 Km einen Höhenunterschied von insgesamt 280 Metern zurück.

Heute ist der Fluss ein Flüsschen.


Das B&B soll direkt am ersten Wasserfall, dem "Le Saut Girard" liegen, so zumindest verspricht es  meine Beschreibung.
Aber "Au Moulin des Fées" macht es uns nicht leicht, will zuerst gefunden werden.
Ich finde eine Zufahrt, wobei es sich dabei eher um einen Fussweg handelt.
Kein Fahrverbot zwar, aber steil, eher sehr steil. Un einsehbar von oben.
Es würde Spass machen mit der "Dicken" keine Frage.
Aber wo endet es?
240 Kg auf diesem Weg wenden.. eher nicht.
Corinne wartet oben, ich gehe zu Fuss. Derweil kommen mir die Motocrössler in den Sinn. Die wären da ohne zu zögern hinunter gefahren.

7 Minuten, ich stehe vor dem "Au Moulin des Fées". Es ist niemand zuhause.
Eine Telefonnummer, ein paar französische Zeilen. Wahrscheinlich so etwas wie "wir sind kurz weg ruf an wenn du kannst".

Ich kann nicht. Kein Handy Empfang.

Für den Rückweg reichen 7 Minuten bei weitem nicht. Bin ziemlich ausser Atem wie ich wieder bei Corinne auf dem Parkplatz stehe.

Es soll noch einen anderen Weg zur Mühle geben. So etwas wie eine offizielle Zufahrt.
Es sei zwar eine "dirt road", aber man könne diese benutzen wenn man wolle.
Wir wollen.
Und wie.
Es geht bergab.
Sitzt Du auf einem Motorrad sind, Naturstrassen immer doppelt so steil, doppelt so rutschig, die Fahrrinnen mindestens dreimal so ausgefahren wie wenn Du in einem Auto sitzt.
Schliesslich sind wir Helden und Helden tun was Helden eben tun müssen.
Sei es noch so gefährlich.
Ich denke wieder an die Motcrössler, an ihr spöttisches Grinsen, würden sie denn hier am Strassenrand stehen.
Es steht niemand am Strassenrand.
Niemand sieht uns.
Glaubt mir, die Strasse war extrem steil, extrem rutschig und überhaupt eigentlich nahezu unbefahrbar.

Wir stehen vor der Mühle. Manuel der Besitzer empfängt uns mit Wein, Rohschinken und Käse. Alles aus der Region.
Die Mühle stamme aus dem 13. Jarhundert und er habe sie vor 8 Jahren gekauft.
Auf die Bewilligung zum Umbau habe er fünf Jahre gewartet. Seit zwei Wochen habe er geöffnet.

öhh.. "Non, je ne parle pas français"
Manuel spricht perfekt englisch, seine Frau deutsch.

Manuel zeigt uns die Mühle.
Uns verschlägt es buchstäblich die Sprache.






Die Aussicht von der Wanne?
Direkt auf den "Le Saut Girard"








Die Mühle verfügt über fünf Zimmer. Jedes individuell und sehr stilvoll eingerichtet.
Ein richtiges Bijoux.



Wir ziehen uns um, laufen los. Wir haben Hunger.
Manuel hat uns den Weg beschrieben. Es scheint nicht so weit. Immer entlang des Flüsschens.








 Die Gegend ist wunderschön. Wild romantisch im Wald und am Flüsschen.
Nach einem heftigen Auftstieg erreichen wir eine Anhöhe mit einer amtemberaubenden Aussicht nach "keineAhnungwiesheisst"

Ich bin ziemlich ausser Atem.
Vielleicht sollte ich zur Zeit solche Anstrengungen unterlassen.
Corinne geniesst derweil ich am Boden liegend nach Luft ringe, die Aussicht







Wir finden das "La Poutre" in Bonlieu.
Manuel hat uns das Lokal empfohlen und auch gleich für uns reserviert.
So weit ich verstanden habe ist er mit dem Wirt verwandt.
Dieser betreibe auch ein Lokal in Courchevelle und habe sich dort sogar einen Stern erkocht.



Wir bestellen aus der französischen Karte ein Menue "Eventail".
Ich lese Escalope, pomme de terre, Filet und Parfait glacé, meine zu verstehen um was es geht.

Escalope de foie gras de canard poêlée,
jus à la cerfuze et
pomme de terre charlotte façon boulangère
***
Filet de féra cuit au four, mousse de petit pois et
émulsion à la fève de Tonka
***
Grenadin de filet de veau cuit basse température,
duxelles de champignons et polenta crémeuse
***
Plateau de fromages
***
Parfait glacé au citron vert, fines tranches
d’ananas et sirop tiède au Rhum brun

Nicht alles davon entpuppt sich am Ende als das was ich meine bestellt zu haben. Beim Fisch weiten sich meine Augen, Corinne sieht dafür die Enten Leber lieber auf meinem Teller.
Kochen auf Weltklasse Niveau.
Wir sind begeistert, voll gegessen und Müde

"Fröilein zahle bitte" ..... ähhh......."Excusez-moi l'addition, s'il vous plaît"
Voila geht ja.

Wir zahlen, stehen draussen vor der Tür, finden alles ganz famos und sowieso, sind unschlüssig wie und vor allem in welche Richtung wir gehen sollen als Manuel, unser Zimmerwirt, seinen Land Rover neben uns anhält und anbietet uns nach Hause zu fahren.

Das nenn ich mal Service.

Wir liegen im Bett, hören den Wasserfall rauschen und die Frösche quacken.
Wos Frösche hat, hats Wasser, wos Wasser hat, hats Mücken. Ich erledige zwei Stück, werde dreimal gestochen.
Am Ende stehts 3:3 unentschieden.

Sonntag

Wir geniessen das herrliche Frühstück in der Mühle.
Manuel zeigt uns den Rest der Unterkunft und erklärt, was er noch alles machen möchte, so man ihn denn lässt.




Nach ca einer Stunde Fahrzeit, überqueren wir in "Les Rousses" die Grenze.
Der "Col de la Givrine" oder "Col de Saint-Cergue" wie er auch genannt wird ist schnell erreicht.
1228 m.ü.M. die Passhöhe.
Wir halten kurz an, machen das obligate Foto für den FMS Pässewettbewerb.

Wir sind am Genfersee, genauer gesagt in Nyon, fahren vorbei an Gland, dem Wohnort von Ex Rennfahrer Michael Schuhmacher.













Via den "Col du Marchairuz" erreichen wir das Valleé de Joux mit dem "Lac de Joux"
Tolle Gegend. Vielleicht sollte man hier einmal Urlaub machen











Über den "Col du Mollendruz" verlassen wir das "Valleé de Joux" wieder, fahren zum "Col de l'Aiguillon".
Geniessen erneut die Aussicht.






Der "Col de l'Aiguillon" gibt mir auch diesmal Rätsel auf. Laut den GPS Punkten des Wettbewerbs liegt der "Col de l'Aiguillon" mitten in den Pampas.
Ausser Bäumen, Füchsen und Hasen ist da weiter nichts.



Hermann... wir waren da.. da ist nichts.
Kein Schild, kein Wegweiser. Nichts
Und wenn die da so weiter sägen, dann hats da bald auch keine Bäume mehr.




Der letzte Pass auf unserer Tour ist der "Col des Etroits". Er bringt uns nach "Sainte Croix" und hinunter nach Yverdon
Sainte Croix 1999 ist einigen vielleicht bekannt aus der Soap "Lüthi und Blanc"

Entlang Neuenburger- und Bieler See schliesst sich so langsam unser Kreis.


In Altreu im Restaurant "zum grünen Aff" machen wir ein letztes Mal halt.

" Fröilein, Hunger Durscht".

S Fröilein bringt Hamburger mit Krautsalat und Klausthaler Alkohol frei.
Mag sagen wer und was er will.... aber mit Bier hat das nicht viel gemeinsam.





18:00 Uhr sind wir zuhause.
Bronze ist längst erreicht, zu Silber fehlen nicht mehr ganz 1000 Punkte.

Corinnes "Luszapfe" hat inzwischen 12'000 Kilometer auf dem Zähler