Kurvenfieber in den Vogesen
Ostern steht vor der Tür.
Zusätzlich zu den Osterfeiertagen haben wir den Donnerstag frei genommen. Wollen dies und das erledigen, vielleicht in die Stadt, gemütlich den einen oder anderen Kaffee geniessen. Kurz, einfach ein wenig chillen.
Und Handschuhe, unbedingt noch Handschuhe probieren.
Warme Winterhandschuhe habe ich zwar, ein paar dünnere für wärmere Tage fehlt mir aber noch.
Also los nach Unterentfelden und schauen was die dortige Auslage her gibt.
Kurz sollen sie sein die neuen. Somit ist die Auswahl schon mal auf 50% geschrumpft.
Es wird hin und her probiert.
"Dä do? Nä-ä ned guet"
"de ander det hende gseht no guet us dä chönnt öppis sie"
"nä-ä, au ned"
Irgendwann werde ich doch noch fündig. Passt wunderbar.
"oder doch no en Nummere chliener?"
"Nei, esch guet"
An die Kasse und zahlen.
Wie geplant sitzen wir in der Stadt in einem Strassencafe. Geniessen die wärmende Sonne.
In Gedanken bereits auf der Tour in die Vogesen.
29 Pässe sollens werden. Dazu noch ein paar auf dem Heimweg welche für den Pässewettbewerb zählen.
Ich bin wie meistens wach bevor der Wecker klingelt. Keine Ahnung weshalb. Soll wohl am Alter liegen habe ich mir sagen lassen.
Ich würde mich wundern, müsste ich nicht wie üblich noch irgendwas suchen was doch eigentlich an seinem Platz liegen müsste.
Heute ist es ein Strom mehrfach Stecker samt Adapter für Frankreich.
Ich befürchte das liegt bereits an den Saagen umwobenen Trollen der nordischen Mythologie.
Laut dieser seien Trolle ähnlich wie Hexen und Feen verantwortlich für ansonsten unerklärbare Phänomene.
Und was bitte ist ein plötzlich verschwundener Mehrfachstecker anderes als ein unerklärbares Phänomen?
Ich war mir sicher der hätte zwingend in der Packtasche liegen sollen.
Liegt er aber nicht.
Im Büro also umstecken und den dadurch frei gewordenen Stecker in die Tasche.
Problem gelöst, Dani zufrieden.
Aber das mit den Trollen gibt mir zu denken. Noch nicht mal gestartet zu unserer Nordkap Tour und die treiben bereits ihr Unwesen?
Aber es soll noch besser kommen.
Mittlerweile alles zusammen gesucht und gepackt, die Taschen auf den "Zicken" fest geschnallt, ich will die neuen, gestern gekauften Handschuhe anziehen, habe ich den Eindruck die seien nicht beide gleich gross.
Der eine linke ist eindeutig grösser wie der andere linke.
Zwei linke Handschuhe? In zwei verschiedenen Grössen?
Ööööh ok.
Mehr sage ich nicht dazu.
Via A1 und später der A3 gehts Richtung Basel, weiter über die Grenze, vorbei am Euro Airport.
Ziemlich genau eine Stunde dreissig Minuten später sind wir in Thann.
Da hat es ein kleines Kaffee, einen freien Parkplatz. Eigentlich Ideal.
Finden auch die 3 Französischen Motorrad Polizisten mit ihren Beamers. Wir entscheiden spontan uns ein anderes Lokal zu suchen, grüssen freundlich und werden zurück gegrüsst.
Kafi und Gepfeli, passt wunderbar. Schade das sich die Sonne nicht zeigt. So ist es ziemlich frisch.
Nach kurzer Pause dränge ich zum Aufbruch. 330 Kilometer liegen vor uns, über 90% davon auf schmalen Strässchen.
Mitten in Thann geht es erst durch die Quartiere und anschliessend durch ein Waldstück bevor wir die Passtrasse zum "Col du Hundsruck" erreichen. Es folgt der "Col du Schirm".
Wir sind im Tal der "Doller", passieren "Sewen" und fahren hoch in Richtung "Ballon d'Alsace".
Eine wunderbare, malerische Passtrasse.
Wir haben diese für uns alleine.
Noch vor erreichen der Passhöhe des "Ballon d'Alsace" biegen wir jedoch links ab und befahren die D465. Ich sehe aus dem Augenwinkel wie weiter unten auf der Passtrasse ein Motorrad am Strassenrand liegt.
Wir biegen entsprechend vorsichtig um die Kurve. Anscheinend ist alles soweit ok. Wir bekommen Zeichen das sie ohne unsere Hilfe klar kommen.
Wir fahren weiter zum "Pas du Roche du Cerf". Nicht ohne uns über das gesehen auszutauschen.
Möglicherweise haben wir genau das richtige Wetter erwischt. Wir beginnen zu erahnen was unter Umständen bei schönerem Wetter auf diesen Strassen los sein könnte.
"Col du Ballon de Servance",
"Col des Croix-Servance",
"Col du Menil",
"Col du Brabant",
"Col de la Croix de Moinats",
"Col de Sapois"
Wir sind nun endgültig im "Pass Strassen Modus".
Rauf, runter, kreuz und quer. Wir beginnen die Orientierung zu verlieren wo genau wir eigentlich sind.
Sind irgendwann jedoch auf der Orts Durchfahrt von "Gerardmer" Den Ort kennen wir noch von einer früheren Tour. Damals wurde hier noch eifrig Ski gefahren.
Wir entschliessen uns zu einem spontanen Abstecher an den See.
Noch scheint uns es sei gerade Zwischen Saison. Der Winter zwar vorbei, der Frühling aber doch noch nicht ganz da. Die meisten Geschäfte sind noch geschlossen.
"Col du Surceneux",
"Col de Mandray",
"Col des Raids",
"Col d'Hermanpaire",
"Col d'Urbeis",
"Col de Fouchy",
uns folgt ein Sportbike, verliert aber nach kurzer Zeit den Anschluss.
Immer wieder eröffnen sich uns wunderbare Ausblicke. Oft sind wie aber auch in langen dunklen Waldstücken unterwegs welche nur ab und zu einen Blick hinaus erlauben.
So langsam sind wir müde. Mit dem "Col de Jaut de Ribeauville", "Col de Freland", und nicht zuletzt mit dem "Col du Wettstein", liegen noch ein par Leckerbissen vor uns.
Auf letzterem begegnen uns die 3 Motorrad Polizisten von heute Morgen wieder, haben aber gerade ein paar nicht sehr glücklich dreinschauende "Kunden" in Arbeit.
Zu Schnell, zu laut, eventuell beides gleichzeitig? Keine Ahnung.
Ein paar Kurven später wünschte ich mir einen der drei in der Nähe.
In einer Rechtskurve, ich fahre spät in die Kurve, (hinterschneiden der Kurve), sehe ich einen Fahrradfahrer entgegenkommen, sehe wie ein Autofahrer diesen noch in der Kurve überholen will.
Normalerweise könnten wir nun problemlos etwas nach rechts Platz machen.
Aber da taucht genau in dem Moment ein Fussgänger am rechten Fahrbahn Rand auf.
"Sorry ... aber mindeschtens eim vo üch schliefts zemmli"
Ist ja ok, man soll mit allem rechnen, aber irgendwann ist auch mal gut.
Der Fussgänger gehört zu einem Auto welches einige Meter hinter der Kurve steht.
Bremsen, zielen, Lücke suchen.
Passt.
Aber viel spatzig war da nicht mehr.
Wieder einmal wird uns bewusst das hinter einer Kurve das Unheil lauern kann.
In Mittlach suchen wir unsere Pension, das "Les Rondins de la Fecht".
Ein Blockhaus mitten im nichts.
Einfach herrlich. genau so haben wir uns das vorgestellt.
Irgend etwas fehlt da noch.
Ah ja, genau.
Zum "Znacht" gibt es ganze Forellen.
Alle Pensions Gäste sitzen zusammen an einem grossen Tisch.
Es wird gegessen, getrunken, erzählt.
Später als geplant machen wir uns auf ins Bett.
Der Sonntag Morgen ist schöner als befürchtet. Die Chancen stehen gut das es trocken weiter geht.
Zuerst geniessen wir aber das Frühstück.
Packen unsere sieben Sachen zusammen.
Es ist unklar ob die "Route du Crete" bereits offen sei oder nicht.
Wir werden sehen.
Bereits wenige Minuten von unserer Pension, in Sondernach, beginnt die Passtrasse zum " Col du Platzerwasel".
Keine Ahnung wer auf solche Namen kommt. Wir haben aber beim Nachtessen gelernt das das Gebiet wo wir uns befinden früher zu Deutschland gehört habe, nach dem 1. Weltkrieg dann aber Frankreich zugesprochen wurde.
Kurz nach dem "Col d'Hahnenbrunnen" biegen wir ein auf die "Route du Cretes" in Richtung "Le Markstein".
Von hier wäre es einen Katzensprung zum "Col du Grand Ballon".
Wir haben aber andere Pläne.
Nach der Passhöhe vom "Le Markstein" gehts hinunter an den "Lac de Kruth" und auf die D13.
Weiter auf den "Col de Bramont".
Eine tolle kurvenreiche Strasse. So gut wie kein Verkehr.
Viel Spass.
So viel Spass, das wir prompt den Abzweiger auf der Passhöhe verpassen. Ein Stück zurück und rechts abgebogen, führt uns eine schmale Strasse zum "Col de la Vierge pres la Bresse" und weiter zum "Col du Bockloch". Wieder einer dieser Namen.
Die Strasse hats in sich. Schlagloch an Schlagloch, Krater an Krater. Teilweise gehts mit 30 durch den Wald.
Hätte man sich eventuell sparen können.
"Col du Page" und "Col de Bussang" und wir sind wieder in der Nähe des "Le Markstein" bzw. des "Col du Grand Ballon".
In "Geishouse" führt ein Fahrweg hoch zum Grand Ballon.
Noch mehr Schlaglöcher, noch mehr Krater.
Auf der "Route du Cretes" angekommen, zwei KTM Fahrer. Sie fahren die Strecke hinunter wo wir eben hinauf gekommen sind. Viel Spass.
Mit dem "Col Amic", "Col du Silberloch" und dem "Col de Herrenfluh" stehen die letzten 3 Pässe in den Vogesen auf dem Programm.
Wir kommen bestimmt bald wieder.
Die Rückreise in die Schweiz führ uns über Land, vorbei an herrlich gelb leuchtenden Rapsfelder. Durch kleine hübsche Örtchen.
In der Nähe von "Montreux-Château" passieren wir den ....
Vor ein paar Jahren waren auf diesem mit einem Schiff unterwegs.
Sollten wir unbedingt bald wieder einmal machen.
Bei Boncourt passieren wir die Grenze zur Schweiz.
Entschliessen uns spontan für einen Kafi Halt.
"non, pas de croissant fourré aux noisettes"
Wieso?
Ganz einfach weil wir nicht wissen was "Nussgipfel" auf Französisch heisst.
"Tüpisch Schulfranzösisch"
Ich wüsste dafür was Wandtafel, Kreide und vieles unbedingt wissenswertes heissen würde.
Wir bekommen die letzten zwei "Croissant".
Nun sind ein Paar Pässe des FMS Pässewettbewerbs dran. Liegen ja quasi am Weg.
"Montagne des Saules"
"Grenchenberg"
"Weissenstein"
"Balmberg"
"Bättlerchuchi"
"Schwengimatt"
Noch einmal an diesem Tag schauen wir gegen den Himmel. Es sieht nach Regen aus. Schnell nach Hause also.
In Oensingen geht es auf die Autobahn. Trocken erreichen wir die heimische Garage
Zu Hause angekommen gibt es das obligate Feierabend Bier.
Für einmal aus der Büchse. Dieses haben wir auf der ganzen Tour durch die Vogesen "gerüttelt".
Entsprechend vorsichtig sind wir beim öffnen.
Kühl genug ist es alle mal.
Den Sonntag verbringen wir mit "brunchen" und Motorrad putzen.
Nach dem Motto, "wers dreckig macht darfs putzen"
Hier gibt es die Strecke in der Übersicht.