Morgins, Chamonix, Wallis, oder die Geschichte mit dem Schlüssel


Freitag 10.04.2015

Wir entschliessen uns am Freitag spontan für eine Weekend Tour in Richtung Wallis.
Der Wetterbericht verspricht für diese Gegend Aufhellungen am Samstag und schönes Wetter für Sonntag.

Die Routenplanung auf dem Garmin ist schon länger erledigt, sind doch der Col des Mosses, der Pas du Morgins und der Col du Pillon auf der FMS Pässewettbewerb Liste.

Zahnbürste und s "Pischi", eine Jeans und Schuhe für Abends in den Taschen verstaut, gehts früh ins Bett.
Corinne verschwindet noch kurz in der Garage ?

Mal sehen ob wirs schaffen und 08:00 auf den Mopeds sitzen.


Samstag 11.04.2015

Neee... wir schaffens nicht. Trotz den Vorbereitungen gestern Abend, sind noch gefühlte zehntausend Dinge einzupacken.
Ich finde meine Schlüssel nicht.
Etwas was leider des öfteren vorkommt. Ich versuche aus diesem Grund meine Schlüssel Ritual mässig, sofort nach öffnen der Haustüre, an den immer gleichen Ort abzulegen.
Monk lässt grüssen.
Schaffe ich dies aus irgendeinem Grund nicht, oder werde abgelenkt, wirds schwierig.

So auch heute.

Aber, so denke ich, dieses Wochenende werde ich meine Schlüssel nicht brauchen. Reicht ja wenn Corinne ihre mit nimmt.
Wir stehen mit Sack und Pack, im Motorrad Anzug, vor der Haustüre, nur noch abschliessen und es kann losgehen.
"Ööööööh  Schatz was machsch?"
Aha den Schlüssel vom Bund, damit er besser ins Portemonnaie passt.
Macht das Sinn frage ich mich.
Nein machts nicht.
Egal.. machs, aber machs schneller.. ich werde ungeduldig.

08:30 .... Uhr wir stehen an der Tanke. Tanken und Luft kontrollieren, es kann losgehen.
Corinne ist in der Tanke am zahlen.
Ich höre sie mit der Bedienung lachen.
Ah Voila.. Madame hat gestern Abend tatsächlich noch die Felgen ihres "Luuszapfe" geputzt.
Die Felgen glänzen, der Rest eher nicht.

So... wir sind auf der Autobahn, wollen schon am Anfang zügig vorwärts kommen und einige Kilometer vorlegen.
Corinne ist inzwischen Autobahnen gewöhnt. Trotzdem, mehr als 120 Km/H müssens nicht sein.

Schnell sind wir in Düdingen und verlassen die Autobahn Richtung Schwarzsee und Bulle.
Wir haben einmal mehr das Glück und können ohne "Hindernisse" hoch zum Col des Mosses.
Wir haben eine Superduke und eine KiloGixxer am Hinterrad.

Können die nicht, oder wollen die nicht?

Ah doch, die wollen schon...
auf der Geraden, kurz vor der Passhöhe, können sie dann auch.


Wir fahren Rechts ran, "Mademoiselle, pour moi ööh Caffe s'll vous pläää"
"öööh Latte Macchiato?"
wie was.. wir verstehen kein Wort der Antwort auf die Frage nach dem Latte Macchiato.
Aha.. jetzt auf Berndeutsch.. "Mer mache keini Cafi met Milch und so Zügs"
"demfau zwöi Caffi Creme bitte"
"nei, Gepfeli hei mer keini"



Nach kurzer Rast gehts weiter durch die Weinberge, runter nach Aigle. Hier wird der "Aigle les Murailles" angebaut.


Wir durchqueren das Rhonetal und suchen in Monthey eine Tankstelle. Ausnahmsweise nicht weil meine "Dicke" schon wieder alles leer gesoffen hat, sondern weil ich nicht in Frankreich nach Sprit suchen will.






Gesucht gefunden und hoch gehts zum Pas de Morgins.
Hübsche Strecke, ein paar enge Kehren, alles toll ausgebaut.



Der "Pas de Morgins" liegt zwischen dem Schweizer Kanton Wallis und Frankreich.
Die Passhöhe liegt auf 1369 m.
Der Übergang wurde bereits im 13. Jarhundert von Peter II. von Savoyen genutzt der ihn mit seinen Truppen Richtung Wallis überquerte.
1870 wurde der Pass vom Saumpfad zu Strasse ausgebaut.














Nach der Passhöhe gelangen wir nach Chàtel. Hier wird noch Ski gefahren. Das Dorf gefällt uns, aber wir wollen weiter, durchqueren Abondance und Bonnevaux.

Hier biegen wir links ab und fahren hoch zum "Col du Corbier" (1237m).
Die Strasse ist eher schlecht, viele offene Löcher, entweder schlecht unterhalten, oder der zuende gehende Winter hat ihr so zugesetzt.
Auf der Passhöhe ein eher trister Touristenort, ausgestorben, unbewohnt. Hat ein wenig etwas von einem Geisterdorf.

Unser Weg führt uns Richtung Morzine, ein bekanntes französisches Ski Resort, lassen dieses aber links liegen und fahren weiter Richtung Cluses.

Wkipedia verrät uns zu Cluses folgendes.

"Cluses ist eine französische Stadt mit 17.416 Einwohnern im Département Haute-Savoie in der Region Rhône-Alpes, auf halbem Wege zwischen Genf und Chamonix gelegen"

Tatsächlich wäre es von hier aus ein Katzensprung nach Genf.
Wir wollen aber weiter nach Chamonix.

Die Strecke von Cluses nach Chamonix gehört nicht zu den Highlights dieser Tour.
So entschliessen wir uns für die Schnellstrasse und gegen weitere Ortsdurchfahrten, verpassen prompt die letzte Ausfahrt und finden uns im Aufstieg zum Mont Blanc Tunnel wieder.

Wenden über eine Sicherheitslinie wäre wohl möglich, muss aber nicht sein.

Wir sind wieder auf der Schnellstrasse nach Chamonix. Die mach Spass.. sehr viel Spass sogar.
Man muss sie sich als zweispurige Strasse vorstellen, ohne Gegenverkehr, mit 100 Km/H Limit, gewunden, den Berg hoch.


Chamonix-Mont-Blanc...

... kurz Chamonix genannt, liegt auf ca 995 m.
- Heimatort des Bergführers Michel Crox
(Erstbesteiger des Matterhorns, beim Abstieg tödlich abgestürzt)
- Ausgangspunkt der "Haute Route"
(mehrtägige Durchquerung der Alpen auf Ski nach Zermatt)
- "Ultratrail des Mont Blanc"
(einer der anspruchsvollsten Bergmarathone)





Nach einigem suchen und zwei Fehlversuchen via "Booking" App auf dem Iphone, finden wir ein tolles und vor allem bezahlbares Hotel, mitten im Zentrum von Chamonix.

Schnell die beiden "Käthen" abgeladen und unter die Dusche.
Bier und Hunger, wobei die Reihenfolge durchaus Bier und Hunger ist.



Das Bier haben wir schnell gefunden und auch beim Hunger ist schnell Abhilfe in Form eines Fondues da.
Die Terasse ist wunderbar beheizt.
Die servierten Speisen sehr fein.

Aber die ganze Herrlichkeit dieses Lokals eröffnet sich einem erst beim Gang zur Toilette.
Das innere ist dermassen kittschig und überladen mit allerlei Krims Krams, das es eine Freude ist. Man ist beinahe versucht, den Aussenplatz auf der Terasse zu räumen und ins innere des Lokals zu wechseln.











Wir bleiben also draussen. Ein "John" aus Boston, war so freundlich ein Foto von uns zu machen.
"John" fährt nicht KTM. "John" fährt Harley.
Wir erfahren das "John" für eine Woche aus Boston angereist ist, Aspen komplizierter zu erreichen sei als Chamonix, man für Chamonix zuerst nach Paris fliege, da den nächsten Flieger nach Genf nehme und nach einer stündigen Autofahrt dann in Chamonix sei.


Ich frage mich gerade wo denn eigentlich Aspen liegt.

Es wird kühl, uns ziehts langsam Richtung Hotel, wollen da noch einen "Schlummi" an der Bar nehmen.


Für einmal hängt der Himmel nicht voller Geigen, sondern voller Gläser.




 So kommt zusammen was zusammen gehört. In diesem Fall ein Havanna Cola und Corinne.




Sonntag 12.04.2015

Wir haben nicht sehr gut geschlafen. "bumbumbumbumbumbum".. irgendwo war eine Technoparty.
bzw. ist eine Technoparty. 
Die ist anscheinend auch während unserem Frühstück um halb acht, noch zu Gange.
Irgendwann gegen vier Uhr Nachts hat ein Autofahrer direkt vor unserem Schlafzimmer ein Absperrgitter übersehen.
Nach drei vier Versuchen mit Vorwärts- und Rückwärtsgang schafft ers dann doch, das Hinderniss zu überwinden.
Das Gitter ist unübersehbar kaputt, der Subara Forester anscheinend noch fahrfähig. Fahrer samt Subaru suchen das Weite. Ob das in Frankreich bereits unter Fahrerflucht geht entzieht sich unserer Kenntnis.

Der Morgen ist herrlich. Die Berge rings um Chamonix strahlen im ersten Sonnenlicht.




Das Frühstück im "Pointe Isabelle" ist gut. Alles da was es braucht. 
Das Personal jedoch eher verkatert. 
Technoparty?
Wir packen unsere sieben Sachen zusammen, räumen unser Zimmer und machen uns auf den Weg.
Ja, es hat uns gefallen im "Pointe Isabelle" 
Wir werden zwar nicht danach gefragt, sagens aber trotzdem.
Draussen auf der Strasse. :-)

Über den Col des Montets (1461 m) fahren wir wieder Richtung Schweiz.
Das Panorama ist überwältigend.
Ein ums andere Mal halten wir an, geniessen.


Bei Vallorcine überqueren wir die Grenze. Sofort erkennbar an der Qualität der Strasse und deren Belag.
Wir sind alleine Unterwegs, treffen kaum auf Autos oder andere Motorradfahrer.
Uns solls Recht sein.

Wir sind unterwegs zum Col de la Forclaz.

Die erste Strasse wurde 1824 gebaut.  Der Col de la Forclaz ist die Hauptverbindung zwischen Martigny im Kanton Wallis und Chamonix wo wir gerade herkommen.
Die Passhöhe liegt auf 1527 m.






Unterwegs bieten sich einem Atemberaubende Ausblicke hinunter nach Martigny

Wir entschliessen uns spontan die Heimfahrt noch etwas heraus zu zögern und fahren Richtung Champex Lac.
Im letzten Jahr wurde die Strasse im oberen drittel aufgrund von Erdrutschen umgeleitet. Eine Umleitung die nicht allen gleich gut gefallen hat. Heute ist die Strasse aber normal befahrbar.


Schon bald sitzen wir am noch teilweise gefrorenen Lac Champex in Champex Lac (sorry, der musste sein). Geniessen den tollen Ausblick und die Sonne.

Der nächste Pass auf unserer Route ist der Col des Planches. Dieser liegt quasi Ideal am Weg und bringt uns über die Passhöhe nach Martigny.
Die Passhöhe liegt auf 1411 m. Auf der Seite von Sembrancher ist die Strasse in einem super Zustand. Hinunter nach Martigny ein Wellblech.
Aber Spass machts alleweil.

In Martigny nehmen wir die Autobahn Richtung Aigle zurück.
Aigle ist nach kurzer Zeit erreicht und wir fahren zum zweiten Mal an diesem Wochenende durch die Weinberge von "Henri Badoux et Fils" hoch. Diesmal nicht über den Col des Mosses sondern Richtung Les Diablerets und auf den Col du Pillon.
Unterwegs passieren wir die Stelle an dem Corinne, vor noch nicht mal einem Jahr, noch mit dem "L" am Heck, ihren Luuszapfe" etwas uncharmant auf die Seite gelegt hatte.


auf dem Pillon wird noch Ski gefahren. Entsprechend sind die Parkplätze belegt und die "Beiz" voll.
Wer mag, der soll sich hier mal den "Peak walk" an tun.

Wir sind nun geradewegs auf dem Heimweg. Gstaad, Saanenmöser, Boltigen Richtung Thun und von da via Autobahn Richtung Heimat.
Unterwegs spiele ich an meinem Helmfunk herum, höre auf einmal SRF3 und die Hitparade, aber nichts mehr von Corinne.
"Hallo, hallooo-oo, hallo"
RTFM (read the f.., manual) wäre wohl kein Fehler gewesen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und wildem planlosem drücken von sämtlichen Knöpfen höre ich Corinne wieder.
Ihr Vorschlag, Isebaähnli Trimbach, kommt mir gerade recht.
Wir verlassen die Autobahn und fahren via Niederbipp nach Trimbach.

Im Isebähnli treffen wir Rölfi. Hamburger Cola, die einen, Hotberry Kafi der andere, ist es schnell mal eine, zwei Stunden später.

Corinne wird beim zahlen bleich. Bleicher und bleicher.
Nein, s Isebähnli hat keine Übermässige Preiserhöhung vollzogen über den Winter.
Der Hamburger war auch OK.

Der Schlüssel, wo ist der verd.... Schlüssel!!!!

Man erinnert sich?
Der Schlüssel wurde zu Beginn der Tour umständlich vom Schlüsselbund "geknübelt" und im Geldfach des Portemonnaie verstaut.
700 Km später ist da nichts mehr.
Es ist 17:30 Uhr

Zu der Wohnung von Corinne gibt es vier Schlüssel.
Einer ist zur Zeit in Rom, ein anderer in der Türkei, zwei andere "wdtw" (weisderteufelwo)

Der eine kommt zwar irgendwann heute Nacht aus Rom zurück, Aber das nutzt uns wenig. Vor 24:00 Uhr rechnen wir nicht mit der Rückkehr von Vanessa aus Rom.

Taschen leeren, ein ums andere mal. Wir einigen uns darauf, das wir unser Reisegepäck nicht vor dem Isebähnli auf den Parkplatz kippen, sondern den Anblick unseren Nachbarn gönnen wollen.
So fahren wir erst nach Hause und suchen und fluchen dann da.

Unterwegs kommt mir in den Sinn, das Corinne in der Tanke zahlen war und ich sie da via Helmfunk mit der Bedienung quatschen hörte.
Etwas was ich jedes mal lustig finde.

So steuern wir also die heimische Tanke an und fragen da nach dem Schlüssel.

Folgendes höre ich draussen via Helmfunk

"Entschuldigung, wurde gestern ein Schlüssel abgegeben?"
"Nein"
"Bei ihrem Kollegen auch nicht"
"Hast Du Schlüssel gefunden?"
"Nein"
"Er hat auch keinen Schlüssel gefunden"
"Wurde auch keiner abgegeben?"
"Nein"
"Bei ihnen auch nicht"
"Nein"
ich denke sch....höre...
"oder meinen sie diesen hier?" 
sagts und streckt Corinnes Schlüssel in die Luft !!

Ja genau den meinen wir, überlegen uns, wie der Tag wohl weiter gegangen wäre, hätte sich Corinne nach den ersten zwei "nein" zufrieden gegeben.

Lerne... nimm wenn du kannst zwei Schlüssel mit, oder nagle den zweiten unters Dach oder sonnst wo hin.