Entlang der Nullgradgrenze

Der Himmel verheissungsvoll, die Temperaturen eher kühl, starten wir so gegen 10 Uhr zu unserer zwei Tagestour mit Übernachtung am Neuenburgersee.

Erstmal steht der Schönbrunnen auf dem Programm. Auf dem schnellsten Weg fahren wir via A1 nach Burgdorf. Corinne vorneweg schlägt ein ordentliches Tempo an.
Ungewöhnlich, war sie's doch, die letzte Woche noch fand, 110 Km/H sei denn also schnell genug.
Wir passieren Burgdorf, fahren weiter nach Hasle und biegen dann in Schafhausen im Emmental rechts ab auf die Schwandstrasse.
Die Strasse ist eng und macht riesig Spass. Teilweise durch Wälder, teilweise über Wiesen erreichen wir den Schönbrunnen.

Beim Wegweiser posieren wir wie bereits letztes Jahr fürs Foto.



Leider ist heute sehr dunstig.
Normalerweise hat man von hier eine wunderbare Weitsicht.















Wir machen uns weiter in Richtung Heistrich, vorbei am Rütihubelbad und Wikartswil nach Grosshöchstetten.
Die "Dicke" braucht Futter. Gewohnheitsmässig wird auch Corinnes Duke aufgetankt, obwohl sie wohl locker noch über den Gurnigel käme.

Wir fahren nach Oberhofen, wo bereits Eingangs des Dorfes der Wegweiser zum Chuderhüsi zu sehen ist.
Schon letztes Jahr war dies eine meiner Lieblingsstrecken. Die Strasse gut ausgebaut, die Kurven mit schönen Radien.
Beim Restaurant schnell ein Foto gemacht und weiter gehts.


Leider ist auch hier nichts mit Weitsicht. Aber wir wollen nicht klagen. Spass machts auf jeden Fall

Wir machen wie so oft einen Kafi Halt beim "Kafi Schöpfli" in Würzbrunnen.

Im Hintergrund die Würzbrunnenkirche.
Erstmals 1148 in einem Brief von Papst Eugen III erwähnt ist sie heute vor allem aus den Gotthelfverfilmungen bekannt.
z.B. in Ueli der Knecht.
Deswegen wird sie heute auch oft "Gotthelf-Kirche" genannt.
(Quelle www.roethenbach.ch/wb-kirche.htm )



Aber genug mit Geschichtlichen Ausführungen nach Kafi und .. ah nein, Gipfeli hatte es ja keine.. machen wir uns wieder auf den Weg, jetzt "z grächtem" Richtung Gurnigel.

Oberdiessbach, Wichtrach, Kirchdorf, Riggisberg. Hier beginnt die Passstrasse über den Gurnigel.
Wir sind gespannt wies mit Schnee aussieht. Immerhin ist die Passhöhe auf 1750 m.ü.M.
Kalt wird es auf jeden fall.
Mit jedem Meter den wir an Höhe gewinnen wird es gefühlt ein halbes Grad kühler, die Schneemaden am Strassenrand 10 cm hoher.

Aber die Strasse ist weitgehend trocken und zu 100 % schneefrei. Auch bei diesen Temperaturen ein Genuss. Wir sind alleine, keine Autos, keine Motorräder, keine Fahrradfahrer, nichts, nur wir beide.
Schnell erreichen wir mit klammen Fingern die Passhöhe.
Leider ist es auch hier Wolken verhangen.

Auf der Passhöhe treffen wir auf Langläufer und Skifahrer.

Für mich eher ungewöhnlich. So hoch, so früh im Jahr war ich schon lange nicht mehr unterwegs.


Wir bleiben nicht lange.
Zu kühl und zu wenig Weitsicht laden nicht zu längeren verweilen ein.











Die Passstrasse hinunter ins Fribourgische Zollhaus ist gut zu befahren. Wenn auch mit der nötigen Vorsicht. Bei diesen Temperaturen sollte man nicht versuchen neue Schräglagen Rekorde aufzustellen. Zudem sind auch hier immer wieder Holz Arbeiten im Gange und die Strasse entsprechend verschmutzt.

Von Zollhaus aus geht es weiter nach Plaffeien, Giffers nach Corbiéres wo wir den Lac de la Gruyére überqueren um zum Le Gîbloux zu gelangen.
Ein eher unscheinbares Pässchen auf der einen Seite, ein spassiges Strässchen auf der anderen Seite.
Der Le Gîbloux war für heute der letzte Übergang welcher für den Pässewettbewerb dokumentiert werden musste.

Über schmale Strässchen, vorbei an den Hauptverkehrsrouten machen wir uns auf den Weg an den Murtensee, fahren diesen auf der Salavaux Seite entlang nach Neuenburg, vorbei an Bethlehem.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir auf unseren Touren immer wieder über Ortsnamen wundern.
Manche uns sogar zu spontanen Witzeleien und Verunglimpfungen verleiten. "Schlampenberg" ist da nur ein Beispiel.

Neuenburg, Wir sind mit der Hotelcard zu einem supertollen Preis in einem **** Betrieb eingechekt. Der Empfang freundlich, das Zimmer sehr schön, sauber und gross. Leider zur Stadt gelegen. Seesicht hätte uns natürlich besser gefallen. Aber will man bei 50% Ermässigung noch motzen?

Wir machen uns "Stadtfertig" und erkunden Neuenburg.






In einem Strassen Cafe geniessen wir die Sonne.



Die Sonne ist weg und der Hunger treibt uns zurück ins Hotel. Ein Fehler, aber nachher ist man immer schlauer.

Ich will hier nicht über das Hotel herziehen, doch bei einem **** Sterne Betrieb sollte man gewisse Erwartungen haben dürfen.
Der Service, sowie das Personal waren vorsichtig ausgedrückt sehr unaufdringlich.
Wir sitzen an unserem Tisch buchstäblich auf dem trockenen.
"Ob er denn jetzt die Bestellung aufnehmen soll" fragt der Kellner nach einer gefühlten Ewigkeit.
Ja bitte, er soll.
Fisch für Corinne, Fleisch für mich.

Der erste ausgesuchte Wein nicht vorrätig, der zweite Wunsch leider auch nicht erfüllbar ...."je suis desole" .
Die Empfehlung der Frau Chef de Service, bzw der Restaurant Managerin war dann jedoch toll.

Corinnes  Fisch im Speckmantel ist irgendwie weder Fisch noch Vogel. Mein Fleisch auf den Punkt gebraten, jedoch die Sauce nicht so mein Geschmack.
Kein Kritik Punkt, man mags oder eben halt nicht.

Wir amüsieren uns ob der Restaurant Managerin, eilt von der einen  zur anderen Ecke und wieder zurück. Der Sinn dahinter bleibt uns verborgen.
An der Bar, welche anscheinend auch als Pass dient, schauen sich  Kellner ein Heft mit, ich nenne es jetzt mal Unterwäsche, an. Ich bin sicher man könnte dafür auch eine andere Bezeichnung finden.

"Fröilein zahle bitte"  Wir sind müde.

Sonntag, 08:30 Uhr.
Wieder betreten wir das Restaurant, wieder haben wir Hunger.
Das Frühstücksbuffet ist in Ordnung.
"Du-u Scha-atz... probier mal das Rührei"
Fisch? Das Rührei schmeckt nach Fisch??

Nach Reklamation beim Personal wird die Warmhaltestation mit dem Rührei abgeräumt. Aus der Küche hört man etwas rufen, wir verstehen aber nicht was.
Frisches Rührei wird gebracht.

Der Rest des Frühstücks verläuft ohne klagen. Bis zu dem Punkt an dem Corinne ihre Annanas und Kiwi probiert.
"Du-u Scha-atz spinn ich jetzt oder riech ich wieder Fisch?"
Sie riecht Fisch, unbestritten.

Ich muss dazu vielleicht sagen, dass das Restaurant des Hotels anscheinend die Sushi Beiz von tout le Neuchatel ist. Zu mindest haben gestern Abend auffallend viele Leute Sushi bestellt.
Jedoch leuchtet mir partout nicht ein, wieso deswegen das Rührei, sowie die Ananas uns an diesen Umstand erinnern müssen.

"Fröilein zahle bitte"
Wir checken aus, machen uns durch Neuenburg auf den Weg zum La Tourne.
Eine wunderbare Passstrasse die zum 1166 m.ü.M gelegenen gleichnamigen Restaurant führt. Noch ist alles Nebel verhangen, kühl, aber die Sonne drückt.
Langläufer welche wir antreffen versprechen uns Sonnenschein, in unserer Richtung.
Und tatsächlich nach wenigen 100 Metern ist sie da.
















Das Panorama wie bestellt. Klar, zehn Grad zu kühl. Aber wenn ich an den Regen vom letzten Jahr an der selben Stelle denke, dann bin ich schnell zufrieden.

Google verrät mir, dass das Hochtal welches wir nun durchfahren das Vallée des Ponts ist, auf 1030 m.ü.M. liegt und der Talboden eine durchschnittliche Breite von einem Kilometer aufweist.
Weiterhin soll es ein Flüsschen oder Bächlein geben welches in den Doubs fliesst und Rançonnière heisst. Wir bemerken davon ausser den Langläufern nicht all zu viel und freuen uns an der herrlichen Aussicht auf die Bergketten und den Sonnenschein.

Die Vue des Alpes auf 1283 m.ü.M. wäre zwar dieses Jahr nicht auf der Liste der zu überquerenden Pässe, aber weil sie grad so gäbig am Weg liegt und einen Prima Einstieg zum Col des Pontins liefert überqueren wir hier den Hügelzug. "Werom unde dore wenns au obe dore goht"


 Der Col des Pontins.
Auch dieser Übergang stand letzte Saison schon auf dem Programm.





Zur Erinnerung:
am 28. July 2014 waren wir schon mal hier. Und die Orange Jacke lässt darauf schliessen dass ungleich hässlicheres Wetter war



Sowieso, das "weisch no letscht Johr" zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Gespräche auf dem Funk.


Unmittelbar nach dem Restaurant zweigt links ein schmaler Weg Richtung Talsole bzw. Sonvillier ab.
Im letzten Jahr sind wir die Route in der umgekehrten Richtung herauf gefahren, und wollen nun auf dieser Route hinunter.
Es bleibt beim wollen. Nach kurzer Fahrt führt das Strässchen in ein Waldstück.
Zu spät erkenne ich das dort Schnee liegt welcher durch tauen und wieder überfrieren arschglatt ist.
Mit Müh und Not gelingt es mir die schwarzen runden Dinger unten zu lassen, bzw. nicht auf den Latz zu fliegen.
Das war Haarscharf. 
Lerne daraus... Spiegelungen am Visier bei gleichzeitiger Verwendung der Sonnenblende können Schnee je nach dem wie Asphalt aussehen lassen.
Lerne auch... für extra Touren abseits der normalen Verkehrsachsen ist es noch zu früh im Jahr.

Wir fahren durch St.Imier und auf der Hauptstrasse an die Stelle wo wir nach meiner Planung vom Pontin herunter gekommen wären und nehmen den Mont Soleil in Angriff.
Wir wählen diesen Übergang als Abkürzung um zu dem Punkt auf der Hauptsrasse nach La-Chaux-de-Fonds zu gelangen, welcher durch Hermann als Start, bzw Ende des Mont Soleil bezeichnet wird.


 Schnell sind wir bei den von weit her sichtbaren, markanten Windrädern. Foto und weiter Richtung St.Imier.

Die Strasse welche hier in den Fels getrieben wurde, beeindruckt mich jedesmal. Man hat das Gefühl, käme man von der Fahrbahn ab, man läge mit Sicherheit im Vorgarten eines "St. Imianers"





St. Imier täuscht ein wenig was die Grösse betrifft. Knapp 5000 Einwohner wurden 2013 gezählt. Die Gemeindefläche beträgt 20,9 Quadratkilometer.
Seinen Namen verdankt St.Imier einem Heiligen Namens Himerius, welcher angeblich bereits im Jahre 600 an dieser Stelle einen, wie weiter oben im Text angesprochenen Vorgarten einrichtete, sich also hier niederliess.
Kapelle und Benediktinerkloster die logische Konsequenz. Die nachfolgende Entwicklung zum Wallfahrtsort nachvollziehbar.
Aus dem Heiligen Himerius wurde ein "cella sancti Hymerii" von Kaiser Karl III 884 erstmals erwähnt.
Daraus Sanctus Ymerius, ein paar hundert Jahre später ein Sanctus Imerius und irgendwann dann das heutige St.Imier welches zum Kanton Bern gehört.

Inmitten St.Imiers gibt es ein nettes Strassen Beizli welches wir schon ein paar mal bei unseren Touren berücksichtigt haben.
Heute nicht, die Stühle stehen im Schatten, die Temperaturen im mittleren einstelligen Bereich.


Wir erreichen den Mont Croisin, machen halt fürs Foto für den Pässewettbewerb und rauchen keines.
Genau...
Früher wäre das eine super Gelegenheit für eine Rauchpause gewesen. Aber da wir das Rauchen Anfangs des Jahres aufgegeben haben, rauchen wir also keines.
Der Spruch ist übrigens die Ableitung der Schweizer Mundart Aufforderung für "Hey, rauche mer eis?"




Dem kommenden Montagne de Saules sehe ich mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. Wir kennen diesen Übergang bisher noch nicht. Könnte sein das in der nördlichen Abfahrt nach Sornetan noch Schnee liegt und wir umdrehen müssen.
Wir fahren also vom Mont Croisin weiter Richtung Mont Tramelan nach Saules. Auch diese Strasse hinauf auf den Montagne de Saules ist mega.




Bei der anschliessenden Talfahrt nach Sometan wird schnell klar, das entgegen der Beschreibung auf der Motfun Seite, hier immer noch ein Stück Naturstrasse ist. Bei Nässe etwas schmierig, aber gut befahrbar.

Mit Sicherheit aber der Finale Grund für eine ausgiebige Reinigung des Motorrades.

An dieser Stelle folgt noch der "Les Ecorcheresses" und dann wäre die Tour zu Ende. Ein Blick auf die Uhr am Navi sagt mir das wir noch ausgiebig Zeit für weitere Heldentaten haben.
Wir überqueren den Pass mit dem schwierig zu buchstabierenden Namen, rufen auf dem Navi die Zusatzschlaufe auf. 
Wir erreichen Münster. 
Im wissen drum, das nun die grosse Ratlosigkeit den Leser dieser Zeilen ergreift, nennen wir den Ort beim Korrekten Namen.
Wir erreichen Moutier, nehmen die Auffahrt zur Autobahn welche uns auf dem direkten, schnellsten  Weg nach Delsberg bringt.. äh Entschuldigung... Délemont.
Wir lassen Délemont jedoch rechterhand und nehmen wieder für ein kurzes Stück die Autobahn welche wir zuvor verlassen mussten, da ein Teilstück noch nicht fertig ist.
Die Passtrasse zum Les Rangiers ist gut beschildert und leicht zu finden. Die Strasse ist grosszügig ausgebaut. Da keine anderen Verkehrsteilnehmer unterwegs sind, haben wir viel Spass, erreichen schnell die Ortschaft Cornol und Gourgenay.

Gourgenay dürfte einigen ein Begriff sein. Hanns in der Gand hat der Wirtstochter Gilberte des Hotels de la Gare ein Musikalisches Denkmal gesetzt.
Gilberte soll während des ersten Weltkrieges die im Ort stationierten Truppen mit besonderem Charme und Herzlichkeit bewirtet haben.
1941 wurde das Thema im Rahmen der "Geistigen Landesverteidigung"durch den Schweizer Regisseur Franz Schnyder wieder aufgegriffen, Gilberte de Gourgenay endgültig zur patriotischen Kultfigur erhoben.

Gourgenay ist der Ausgangspunkt für den Col de la Croix, dem jurassischen Namensvetter des Col de la Croix im Kanton Wadt.
Ich mag den kleinen Pass ganz gerne. Schmale Strasse, kurvenreich, nicht all zu enge Kehren.
St. Ursanne wo die Passstrasse endet ist eine kleine Ortschaft am Doubs. 
Auf dem Weg zum letzten Pass unserer Tour, dem La Caquerelle fahren wir quasi mitten durch die Fussgängerzone. Da St.Ursanne aber nur aus eben dieser zu bestehen scheint, ist das völlig ok.

Der La Caquerelle ist ein kleines Highlight auf dieser Tour. Wären die Temperaturen etwas günstiger, die Angststreifen wären spätestens jetzt weg radiert.
So aber sind wir entsprechend vorsichtig unterwegs.
Nach dem La Caquerelle gehts nun auf den Heimweg. Vorbei an Delemont auf der alten Strasse Nach Moutier und von da via Gänsbrunnen durch die Klus und in Oensingen auf die A1.

Wieder ist eine tolle Tour zu Ende. Unzählige Eindrücke gesammelt, fast ebenso viele Fotos geschossen. Den Tank der Dicken dreimal befüllt und ebenso oft geleert.