Die Oster Tour... oder am Bachtel liegt noch Schnee

Vorneweg, gewisse Risiken gehen wier bewusst ein, aber niemals Kopflos.

Samstag, 31.03.2018

Vielleicht bliebe man bei diesem Wetter besser zuhause, liesse die Motorräder in der Garage und macht es sich auf dem Sofa bequem.
Aber sind Shrek I und Shrek II, Terminator I bis V, oder Pirates of the Caribiean wirklich eine alternative?
Wir finden nein, studieren am Karfreitag beinahe stündlich die Wetter Prognosen.
Regen Wahrscheinlichkeit für Samstag bei 50, Sonntag bei 30 Prozent.
"sölle mer oder sölle mer ned"?
"mer sölle" beschliessen wir.
Jura oder Ostschweiz?
Im Jura dürften etliche Pässe die wir befahren wollen noch geschlossen, bestenfalls Schneebedeckt sein.
Also Ostschweiz.

Wir nutzen den Freitag zum planen der Route im Basecamp. Versuchen möglichst viele Punkte des FMS Pässewettbewerbs in eine mehr oder weniger sinnvolle Abfolge zu planen.


3 Routen, 3 Tage, jeweils um die 300 Km, sind das Resultat.

Staffelegg, Oberhallauerberg, Randen, Schmidrüti, Sternenberg, Stattboden, Bachtel, Hulftegg, Riegelschwendi, Nollen und Tannenberg. Die Ziele für den ersten Tag.

Sie: "wenn wötsch abfahre?"
Er: "nüni"
Sie: "esch da ned z spo-oot?"
Er: " wenn möchtsch denn Du?"
Sie: "achti?"
Er: "ok de haut achti?"

Es ist kurz nach neun wie wir aus der Garage rollen und "Er" ist Schuld.
Es regnet ganz leicht, der Himmel trüb.
Auf der Staffelegg das erste "Beweis Foto" für den Pässewettbewerb.


(ey Schatz, mach d Auge uf.... und die het welle am achti abfahre)

Vorerst geht es über altbekannte kleine Strässchen durch die Jura Höhen. Obwohl bereits x-mal befahren, immer wieder ein Genuss.
Elfingen, Mönthal, Ampfern, Hottwil, Mandach. Kurven reihen sich an Kurven. Kein Mensch auf der Strasse.

Auf dem Oberhallauerberg der nächste Stopp. Die Wolken hängen tief. Kein Regen, könnte schlimmer sein.


In Begggingen gehts hoch zum "Nollen". Wir erinnern uns an die wunderbare Herbststimmung im letzten Jahr.


Motorräder in Position bringen... "klick"... Beweis Foto und weiter. Teilweise über Naturstrassen hinunter ins verregnete Schaffhausen.


Vorbei an Winterthur, hinein ins Tösstal, folgt eine etwas langweiligere Passage.
Auch solche gibt es.
Stille auf dem Helmfunk.
Wir hängen beide in Gedanken, sind dennoch konzentriert.
Vortritt haben und ihn auch erhalten sind zwei Paar Schuhe.
Ah klar, grad am SMS schreiben.
Da kann man nicht noch auf andere, vorfahrtsberechtigte Verkehrsteilnehmer achten.
Wie hätte wohl die nächste Message ausgesehen, hätte ich nicht für uns beide aufgepasst?
"Du, ich komme später nach Hause, ich habe gerade einen Motorradfahrer abgeschossen?"

Ortschaftsnamen bringen uns immer mal wieder zum schmunzeln. "Tablat", etwas früher auf der Tour ein Wegweiser nach "Fützen".
Hoch zur "Schmidrüti" wird uns bewusst wie kühl und wie früh im Jahr wir unterwegs sind. Es beginnt leicht zu schneien. Die Wiesen bereits in weiss.
Ich studiere immer noch am Ortsnamen "Fützen" herum.
Dinge wie, wie nennt man die Einwohner dieser Ortschaft, heisst diese Ortschaft wie sie eben heisst.
Und wenn diese Einwohner heute auf die Strasse gehen dann sind es nasse......
öööh löööhmers.

Sternenberg, kurze Pause unter dem Dach des "Bus Hüsli".
(Vielleicht sollte ich wegen meinen vorherigen Gedankenspielen mit den nassen.... noch kurz den hiesigen Beichtstuhl aufsuchen.)


"Stattboden". Hier liegt schon ordentlich Schnee. Die Strasse jedoch gut zu befahren.


In "Wernetshausen" nehmen wir den "Bachtel" in Angriff. Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen.
Heute ist weder ein Sonn- noch ein Feiertag.
Je weiter wir kommen um so mehr Schnee. Mittlerweile auch auf der Strasse.
Alles fahrbar... zumindest noch.
In einer leichten Linkskurve liegt ziemlich Schnee auf der Strasse. links und rechts schmale freie Streifen.
Sollte passen.
Corinne im Schlepp höre ich "ui nei iii ähhh... Schatz i bem am Arsch".
Weder zu schnell noch unvorsichtig und dennoch am Boden.
Die schmale Spur nicht genau getroffen, rutscht das Hinterrad weg und Corinne liegt auf der Strasse.
Der Duke lässt eines seiner Ohren hängen. Minus ein Handguard und ein Sturzpad am Duke, ein kurzzeitig leicht verbogenes Krönchen bei seiner Fahrerin.
Letzteres lässt sich schnell richten.
Mag sein, das ganze hört sich dramatisch an... aber wie Eingangs geschrieben, Risiken eingehend aber nie Kopflos, sind wir so langsam und vorsichtig unterwegs dass es auch zu Fuss nicht ungefährlicher wäre.

Auf dem "Bachtel" angekommen ist der Adrenalin Spiegel dennoch hoch genug das wir nach der Zigipause glatt das Beweisfoto vergessen. Eigentlich wäre hier Kafi Gipfeli angesagt, aber die Wetterlage mahnt uns zur Weiterfahrt, ehe noch mehr Schnee zu liegen kommt.
"scho no blööd"

Auf der "Hulftegg" dann der Kafihalt.
Ein wenig aufgewärmt nehmen wir die "Riegelschwendi" in Angriff. Der Skilift geschlossen.
Wieso eigentlich? Schnee gäbs genug.


So langsam zweifle ich ob sich unser Vorhaben zur Gänze umsetzen lässt.
Wie siehts wohl auf der "Schwägalp" aus heute?
Wie das Wetter morgen?

Auf dem "Nollen" ist auch dieses Jahr nichts mit Weitsicht.
Wie jedes Mal wenn wir hier sind, ist alles Wolken verhangen. Obwohl, einzelne blaue Stellen sind erkennbar.


Egal, so langsam reichts eh für heute. Eingermassen trocken über den "Tannenberg", vorbei an St.Gallen und ab ins Hotel.
So der Plan.
Aus einigermassen trocken wird nichts. Im Gegenteil werden wir einigermassen nass.

An der Rezeption, wie ich auf Personal warte, bildet sich zeitnah eine kleine Pfütze.
Zwei Türen weiter, im Restaurant, werde ich fündig.
Dem Kellner folgend, gehts zurück zur Pfütze... ähhh Reception.

Treppe hoch, Gang nach hinten, wir stehen im Zimmer.
Zwei Pfützen.
Das Zimmer gefällt, geräumig. Einigermassen gut geheizt. Blick aus dem Fenster, es schneit.
Sölls doch.


Beim Nachtessen scheinen wir die Attraktion des Abends zu sein.
Motorradfahren bei dem Wetter? Geht das? Nicht zu kalt?
Ja, ja, nein. Unsere Antworten.
Und ja, schön wäre uns auch lieber, aber ist jetzt halt wies ist.

Sonntag, 01.04.2018

Ruppen, St. Anton, Stoss, Leimensteig, Schwägalp, Wildhaus, Palfries, Kerenzerberg, Sattelegg, Ibergeregg, Haggenegg, Sattel.

So der Plan heute.

Aber erstmal fein zmörgele. Danach packen und los gehts.
Wieder einmal frage ich mich, in welchem Zustand ich war, als ich zuhause meine Kleider gepackt habe. Das würde locker für eine Woche reichen.

"Ruppen" und "St. Anton" machen riesigen Spass. Die Strasse frei, kurvenreich, kein Schneefall.




Leider macht mein Helmfunk weniger Spass. Anscheinend ist der Akku nicht richtig geladen.
Das Teil macht keinen Wank.
Scho no blööd.

Auf dem "Leimensteig" giesst es wie aus Kübeln, dazu ziemlicher Wind. Mehr als Grund genug für eine Kafi Pause.
Die Wirtin kennt uns noch vom letzten Jahr. Setzt sich für einen kurzen Plausch zu uns an den Tisch.
Ihr falle auf, das seit ein paar Jahren immer mehr Motorradfahrer vorbei kommen.
Warum wohl?
Auch in diesem Jahr ist ihr Restaurant ein Ziel des Pässewettbewerbs.

Wir blicken hinüber zur Schwägalp. Was wir sehen gefällt mir gar nicht.
Mich beschleicht eine Vorahnung und diese verheisst nichts gutes.
Bereits in "Grünau" ist nur noch wenig grünes zu sehen.

Wir reduzieren mehr und mehr das Tempo. Erkennen, heute ist hier kein durchkommen für uns. Suchen bereits nach einer günstigen Stelle um umzukehren.
Ich bin eigentlich bereits über den Punkt hinaus, beschliesse zu stoppen wo ich gerade bin und mir im stehen Gedanken zu machen wies jetzt weiter geht.
Wie ich am Strassenrand stehe, die Füsse beide auf dem Boden, beginnt meine "Zicke" rückwärts zu rutschen. Kein wünschenswertes Gefühl wenn sich ein 240 Kg Motorrad von alleine in Bewegung setzt. Erst recht rückwärts.
5 Meter später komme ich zum Stehen. Die Reifen haben wieder Grip.
Gewonnen ist jedoch noch nichts.
Die Fuhre muss noch gewendet werden.
Corinne steht der Weil gute 20 Meter weiter unten. 20 Meter die den Unterschied zwischen alles unter Kontrolle und Chaos pur ausmachen können.
Ich steige vom Bock, mache mich ans wenden meiner Zicke.
Mag sein das man sich darüber normalerweise keine Gedanken macht.
Im Offroad Trainning bei Danny Wirz wurde das jedoch gezeigt, auf und neben dem Motorrad.
Heute profitiere ich davon.
Alles wunderbar.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich orangefarbene 240 Kg mitten auf der Strasse liegen, sehe Autofahrer mit genervtem Blick,
"was macht der Idiot da mit seinem Motorrad"

Und nein, Foto haben wir keines gemacht. Aber glaubt uns... so viel Schnee wars dann am Ende auch nicht.
Eigentlich eine Peinlichkeit von wenig. Aber für ein Motorrad halt doch zuviel.

So drehen wir also um. Fahren statt dessen über die "Riegelschwendi", gestern schneefrei und heute gar nicht mehr so schneefrei. Aber alles fahrbar.
Somit haben wir erstmals die Schnauze voll, lassen Wildhaus links liegen und fahren via Ricken Richtung Sattelegg.
Auf dem Ricken begegnet uns ein Motorradfahrer an der Tankstelle.
Wie es denn so Wetter sei, da wo wir her kämen.
Wie ers fragt, trifft auch das Wetter von da ein wo wir gerade hergekommen sind.
Eine Antwort erübrigt sich. Er dreht um, fährt wieder nach Hause.
10 Minuten später scheint die Sonne.

Die "Sattelegg" hingegen zeigt sich Lammfromm. Das Wetter einigermassen gut, die Strasse schneefrei. Nichts erinnert an unser Fiasko vor kurzer Zeit.


Schauen wir mal was die "Ibergeregg" zu bieten hat. Erstmal sieht alles fahrbar aus.
Vorbei am Sihlsee, oder dem was aktuell vom See übrig ist, gehts nach Unter- und Oberiberg.
Der Pass ist offen.
Zumindest behauptet dies ein Schild.
Und Tatsächlich. Bis auf ganz wenige Stellen ist alles schneefrei. Diese lassen sich jedoch mit einigem "Zielen" Problemlos befahren.
Auf der Passhöhe kurz ein Foto und runter gehts nach Schwyz.
Auf der Strasse über den Sattel ist wenig Verkehr. Und was unterwegs ist, hats allem Aschein nach eilig.
Meeega. Das macht Spass. Die Strasse sogar trocken.


10 Minuten später, Graupelschauer vom feinsten. Wir sind echt froh sind wir nur noch wenige Kilometer vom Hotel entfernt.
Wir werden sehr freundlich empfangen. Kriegen Tips fürs Nachtessen da das Restaurant im Hotel heute geschlossen ist.
Man würde gerne für uns reservieren.
Nehmen wir dankend an.
18:00 Uhr bitte.
Das Essen ist super. wir aber sehr müde.
Eine Stunde später und wir sind bereits wieder in unserem Hotel.

Montag, 02.04.2018

Durch die Vorhänge ist ein Stück blauen Himmels sichtbar. Die Prognose der vereinigten Wetterfrösche scheint für einmal zutreffend.
Nach ausgiebigem und feinem Frühstück, einem deutlich weniger feinen Kaffee, sind wir startklar.
Haben noch kurz den gestrigen Tag Revue passieren lassen, uns darüber ausgetauscht, das gestern Wetter bedingt versäumte nach zu holen. Lassen den Gedanken jedoch schnell wieder fallen.
Könnte sein das an schattigen Stellen kalter Asphalt und eine eben solch kalte Nacht die eine oder andere unliebsame Überraschung bereit hält.
So einigen wir uns schnell darauf heute wie geplant zu fahren, tiefere Regionen anzusteuern.
Kein schlechter Plan wie wir schnell merken werden.

Etzelpass, Raten, Kistenpass, Hirzel, Michaelskreuz, Holderchäppeli, Steinhuserberg, St. Joder.
Die Liste ist heute etwas kürzer, wir geplant so gegen 16:00 Uhr wieder zuhause.


Erneut vorbei am Sihlsee geht es hoch zum "Etzelpass".
Stellenweise ist die Fahrbahn noch ein wenig vereist.
Wie heisst es jeweils in den Strassenzustandsberichten am Radio?
Vorsicht vor überfrierender Nässe.
Und von dieser hat es kurz unterhalb der Passhöhe ein kurzes fieses Beispiel. Nicht viel aber gerade so viel um uns während einer guten Stunde zu beschäftigen.
Fünf Meter können eine unglaublich lange Strecke sein. :-)

Ein bergauf fahrender Rennvelo Fahrer geht noch bevor wir ihn warnen können, mit dem Untergrund auf direkte Tuchfühlung.
Versichert uns aber, nach dem er sich wieder sortiert hat, das der Rest hinunter komplett Eis- und Schneefrei sei.
Ihm glauben?
Wenn ja wie die 5 Meter Eisbarriere überwinden? Die Stelle liegt genau in der ersten Linkskurve.
Also nichts mit Augen zu und durch. Das würde direkt in der ortsüblichen Botanik, sprich Tannenwald enden.
Durch den Schnee am Strassenrand? ... könnte gehen. Was wenn uns der Velo Fahrer veräppelt?
Nä-ä... besser nicht.
Wir entscheiden uns für die alternativ Route.
Dies tut unserem Spass jedoch keinen Abbruch. Wir erreichen Wollerau und stauen ob der aktuell herrschenden Temperatur.
Vielleicht eine oder zwei Stunden später dürfte die Eisplatte am Etzel Geschichte sein.

Wir geniessen die freie Strecke hinauf zum "Raten". Der Parkplatz ziemlich leer. Ich wundere mich noch über die zwei älteren Ducati, nicht ahnend das eine davon zu unserem Bekannten aus der weiteren Umgebung des Raten gehört.
Oli, hätten wir doch früher aufs Handy geschaut. Schade, gerne ein ander Mal.


Unterwegs zum nächsten Wegpunkt des Pässewettbewerbs, dem "Kistenpass" geniessen wir das schöne Wetter und die tolle Aussicht.



Auf dem weiteren Weg, mehr und mehr Motorradfahrer. Nach dem Hirzel in Richtung Albis ganze Gruppen die wie wir das tolle Wetter nutzen.
Der Albis liegt heute jedoch nicht auf unserer Route.

Über tolle kleine Nebenstrecken, meist ohne Verkehr erreichen wir Meierskappel, folgen dem Abzweiger Richtung Michaelskreuz.
Ein Cola und eine Portion Pommesfrites später sind wir schon wieder auf der Strasse.
Für tolle Panorama Fotos ist es jedoch bereits zu dunstig.

Luzern, einmal mitten durch. Wir staunen ob der unglaublichen Menge an Menschen an der Seepromenade.
Schön da nicht dabei zu sein.
In Obernau beginnt die Passtrasse hinauf zum "Holderchäppeli"
Was für ein geiles Stückchen Strasse.


und das schönste, wir haben es für uns ganz alleine.
Auf der Passhöhe kurz ein Foto für den Wettbewerb und weiter gehts. Ich überlege noch kurz obs auch eine Unterzieh Jacke weniger vertragen würde.
"Aber mer wänd etz ned grad drieschüsse wäg es paar Sonnestrahle gä."

Irgendwie sind mir da bei der Planung zum "Steinhuserberg" und zum "St. Joder" ein paar närrische Strässchen rein gerutscht.
Ich erküre sie kurz entschlossen zum Kreis meiner Lieblingsstrecken, hoffe sie anderntags wieder zu finden.
Corinne geht es ebenso. Bloss ohne die Sorge ums wieder finden.
Das überlässt sie üblicherweise grosszügig mir.



Etwa eine halbe Stunde später als geplant, schlagen wir in der heimatlichen NFVZ (Not Futter Vermittlungs Zentrale) auf. Tanken kann man hier übrigens auch ;-).
In Gränichen wird die NFVZ auch einfach COOP Tankstelle genannt.

Drei wunderbare, ereignisreiche, Kräfte zehrende, mit vielen lustigen, einigen etwas weniger lustigen Momenten gehen zu Ende.
Drei Tage die wir trotz des besch..... Wetters zu Beginn, nicht missen möchten.

hier noch der Link zur Tour