Das Alpen Karussell.. oder die etwas andere Reparatur unterwegs

Voll verpennt und keine Möglichkeit jemandem die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Gestern durften wir in einer Exclusiv Premiere den neuen James Bond "Spectre" geniessen.
Den Wecker heute Morgen erfolgreich ignoriert, ist es zwischenzeitlich halb zehn Uhr.
Kaltstart!!
Raus aus den Federn, Kriega's packen, Kafi runter stürzen und los geht es.
Elf Uhr sitzen wir auf den "Zicken", fahren los.
Einen Plan haben wir keinen.

Die Pässe des FMS Pässewettbewerbs haben wir alle im Kasten. So geht es ziellos erstmal über den Rütihof in Gränichen, von da Richtung Pfaffnau, Melchnau, Eriswil.
Spontan entscheiden wir uns für die Chalberweid, ein FMS Pass.
Dieser führt von Eriswil nach Hofstatt.
Links oder rechts?
Rechts.... Luthern, Luthern Bad. Tolle Kurvenreiche Strecke..... aber.... Sackgasse.
Also zurück in Richtung Hofstatt.
Unterwegs erscheint ein Abzweiger ziemlich einladend. Über die "Egg" landen wir in Hergiswil bei Willisau.
Willisau? Das ist zu einfach. Wir wollen neue Wege entdecken und landen wieder in einer Sackgasse.


Schön alle mal, aber eben eine Sackgasse. Also doch in Richtung Willisau weiter.
So langsam entwickelt sich dennoch so etwas wie eine mögliche Route vor dem geistigen Auge.
Diesen Frühling sind wir über den "Holzwegen" Richtung "Glaubenberg gefahren.
Das wär doch was. Der hat uns damals sehr viel Freude gemacht.

Leider ist es auch heute bedeckt. Der Wetterbericht meldet Hochnebel. Dieser soll sich zwar gegen Nachmittag auflösen, aber trau schau wem?
An Stelle der "normalen" Route Richtung Glaubenberg, biegen wir rechts ab, über die kleine Emme.
Der Nebel lichtet sich nach wenigen Metern,wir fahren der Sonne entgegen.
Ein Hochgenuss.



Im Hintergrund winken bereits Eiger Mönch und Jungfrau


Vom Holzwegen gehts durch Romoos und Doppelschwand hinunter nach Entlebuch.
Einmal quer durchs Dorf , wir sind auf der Strasse hinauf zum Glaubenberg.
Auf dem Glaubenberg herrscht Hochbetrieb. Jeder der irgendwie kann ist heute dem Hochnebel entflohen.

Uns brauchts nicht auch noch... wir halten nicht.
Oder doch.... aber etwas unterhalb der Passhöhe. Der Ausblick ist unwiderstehlich.





Wenige Kehren vor Sarnen tauchen wir wieder unter die Nebeldecke.
Was von oben sooo schön aussieht, ist von unten gesehen öd und grau und vor allem kühl.
Sehr kühl.

Der Verkehr über den Brünig hält sich in Grenzen, es geht flüssig voran.
Überraschenderweise aber liegt auch Meiringen unter einer Hochnebel Decke.

Und nun?
Grimsel oder Susten?
Seltsam, für einmal, so völlig ohne geplante Route unterwegs zu sein.
Wir entscheiden uns für rechts, also Grimsel.
Zwei, drei Kurven später, Sonne und Föhn.
Die Temperatur steigt sprunghaft von 5 Grad auf 19,5 Grad.
Corinne argwöhnt, ihr "Luuszapfe" hätte ein technisches Problem, ja hätte ihr gar unter dem Hintern zu brennen begonnen.
Feuer? Dem ist nicht so.

Die Passtrasse gehört uns. Einzig Corinne klebt ein  Lotus "Elise" am Hintern.
Hartnäckig zwar, aber ein par Kehren später hat sie ihn abgeschüttelt.
Mich stören unterwegs Wassertropfen an meinem linken Rückspiegel. Frage mich wie die dahin kommen, verkneife mir aber daran rum zu wischen.


Mittlerweile ist es sechzehn Uhr. 
"e Kaffi wär ned schlächt"

Wir quatschen kurz mit der Wirtin, erfahren das der Hund zwischenzeitlich gestorben sei, sie einen neuen habe, sie ihre Operation gut überstanden habe und wieder gehe wie ein junges Reh.

Stimmt.


Übernachten können wir hier leider nicht.
Den Hotel Betrieb hat sie bereits eingestellt, da jederzeit Schnee fallen könne.
Sie wisse uns jedoch ein gutes Hotel, unten im Goms.
Das erste welches sie uns nennt, ist "ausgebucht".
Das zweite sei auch gut, wir sollen doch da mal anklopfen.

Wir klopfen an und es wird uns aufgetan.
Mit einem Smartphone und der App von Booking.ch ist das anklopfen deutlich einfacher geworden.
Zimmer für zwei mit Gemeinschaftsbad.
Passt.

Die Ortschaften Obergesteln, Ulrichen und Münster wirken wie ausgestorben.
Alles dicht. Auch das erste uns empfohlene Hotel in Münster.
Also nicht ausgebucht sondern schlicht und einfach wegen zu geschlossen.

Wir erreichen "unser" Hotel Blinnenhorn in Reckingen Geschinen.
Hübsches Zimmer mit Bad! und Garage für die "Zicken".
Gefällt uns.
Vom Balkon aus eine hübsche Aussicht.


Unterwegs scheinen wir jemanden übersehen zu haben.
"sorry Priska und Oli, kei Absecht, i schwöre"


Das Abendessen ist lecker.
Viele Einheimische, welche nach dem Besuch der Kirche noch auf einen Schlummi an die Bar kommen. Es ist Allerheiligen.
Wir sind gegen neun Uhr reif fürs Bett.

01. November, Sonntag, halb neun Uhr. 



Wir lassen uns das Frühstück schmecken.
Markus und Nadja melden sich per Whats Up und Facebook, wollen wissen wo wir sind und ob man sich unterwegs trifft.
Sie würden in Kürze Richtung Grimsel abfahren.

Wir wollen über den Nufenen Richtung Lukmanier und Oberalp. Andermatt wird als Treffpunkt vereinbart.

Wir trinken noch einen Kafi auf der Sonnen Terasse. Haben keine Eile.



Packen, zahlen und los.
Die Wirtin entschuldigt sich, ihr Mann habe uns das falsche Zimmer gegeben.
Sollten wir das nächste Mal kommen, so würde unser Zimmer dann mehr kosten.
Wieder mal Schwein gehabt.

Los gehts... ich habe immer noch Wasser Tropfen auf dem Spiegel.
"Scho no komisch"

Der Nufenen ist der Hammer.
Wir geniessen in vollen Zügen.
Oben angekommen erwartet uns ein herrliches Panorama.



Vorsichtig nehmen wir die Talfahrt in Angriff. Wir wurden vorgängig gewarnt es hätte Schattenstellen welche vereist seien.
Sie sind es... und wie.
Wie auf rohen Eier rollen wir talwärts.

In Airolo nehmen wir die Autobahn bis Biasca.
Auf der Strasse in Richtung Lukmanier fällt mir ein "lusches" Gefühl beim kuppeln auf.
Täuscht mich das oder greife ich beim betätigen der Kupplung immer mehr ins leere?

Nööö... täuscht leider nicht. Meine Kupplung ist mehr und mehr am Arsch.
Noch ein zwei Mal kuppeln und nichts geht mehr!

Okay... schalten ohne zu kuppeln geht, klar, ... aber anhalten,... danach wieder anfahren? Ohne Kupplung?
Erstmal fahren, schalten, rauf, runter.... etwas Gefühl und es funktioniert.
Übers anhalten brauche ich mir vorerst noch keine Gedanken zu machen. Wir sind noch weit entfernt von der Passhöhe. Rotlichter hat es hoffentlich keine.
Vielleicht erledigt sich das Problem unterwegs von alleine.

Nä-ä, es erledigt sich nichts... ich rolle im "Neutral" in einen freien Parkplatz und schalte erstmal den Motor aus.
Notfalls werde ich wohl im "Neutral" losrollen können, dann direkt in den dritten oder gar vierten Gang schalten.
Aber komme ich so noch nach Hause?

Wir werden sehen.
Neutral, Motor starten, Kupplung bzw was davon übrig ist, ziehen und los.
Bis Diesentis kein Problem, die Abzweigung in Richtung Oberalp ist frei, kann ohne anzuhalten durch.
Alles gut.
Doch da, ein Rotlicht, ich bin im zweiten Gang, finde den "Neutral" nicht, falle durch in den ersten Gang, ziehe die Kupplung, greife ins leere, falle in den ersten, Hinterrad blockiert und aus. Buummm!

Und nun? Wie fahre ich wieder los?
Motor an, Neutral, Grün, Gas, zweiten Gang rein, Buumm, noch mehr Gas und auf dem Hinterrad weg... puuuuhh geschaft, ich fahre.

Bis Andermatt und dort vors Restaurant Spycher, gibts glücklicherweise keine Rotlichter und keine Wheelies mehr.
Zuerst mal etwas trinken und überlegen.
Mir fällt als erstes Marc von MMD Adventures ein. Wenn einer Rat weis, dann er.
Marc weis auch Rat, auch wenn mir seine Schadensdiagnose aus der Ferne nicht wirklich gefällt.
Es sei wohl der Kupplungs Mitnehmer Zylinder. Das sei eine bekannte Schwachstelle bei der 990er Adventure und er habe bereits vier solcher Dinger geschrottet.
Vielleicht könnte Olivenöl, direkt ins Gefäss oben beim Kupplungshebel, etwas bringen, aber mehr wie zwei drei mal kuppeln werde wohl kaum drin liegen.

Ok....
"Fröilein, e Pizza Margherita, es Coki und es paar Deziliter Oliveöl.... nei es mues e keis extra vergine sie"
"Was? Vör uf Pizza, s Öl?
"Nä-ä, da esch vör de Töff"

Zwischenzeitlich sind Kusi und Nadja ebenfalls in Andermatt eingetroffen.


Wir kriegen die bestellten Pizzen, die "Dicke" das Olivenöl


Beim genaueren hinsehen ist auch klar, dass das auf meinem linken Rückspiegel mitnichten Wasser sondern Hydrauliköl ist.
Genau das welches jetzt in der Kupplung fehlt.

Super Tipp Marc..... das Olivenöl bringts, meine "Dicke" lässt sich wieder wunderbar schalten.
Dennoch, wir entscheiden uns nun für den direktesten Heimweg, Göschenen, Amsteg und auf der Autobahn nach Hause.

Unterwegs machen wir noch einen Abstecher auf den Hügelzug oberhalb von Frauenthal, geniessen den tollen Sonnenuntergang.
So viel Zeit muss sein, Olivenöl habe ich ja noch genügend dabei.


Corinnes "Luuszapfe" hat inzwischen 20'000 Kilometer auf der Uhr.