Auf Umwegen zur Villa Morissolina oder die Lust am Genuss

Es soll ein Genuss sein, ein unvergesslicher Abend mit einem sensationellen Nachtessen. Wir müssen da unbedingt mal dabei gewesen sein, sonnst hätte man etwas verpasst, so sagt man.
Den einen oder anderen Bericht in unserem Stammforum, dem Dampfrad, haben wir schon gelesen über die Villa, alle begeistert vom gebotenen.
Der Termin passt Ein oder zwei mögliche Routen im Kopf. Wir sind angemeldet.
Aus zeitlichen Gründen fahren alle Teilnehmer getrennt.
Wir bereits am Freitag 14:00 Uhr. Am Morgen noch ein Meeting in der Firma, los gehts.

Vom Wynental gehts über den Schürberg ins Seetal. Vorbei am Türlersee nach Sihlbrugg und hoch zum Hirzel.
Weiter auf einer uns neuen Route, mit Blick auf den Zürichsee nach Bieberbrugg und Einsiedeln.
Die Sattelegg gehört uns. Das Auto mit Anhänger vor uns, biegt bereits nach der ersten Kurve rechts ab.
"Danke schöön"

Die Sattelegg macht auch auf der Talfahrt Spass. Bisher war ich Talwärts eher zögerlich unterwegs.
Seit ich andere Reifen ausgewählt habe, fühle ich mich wohler..
Bei Corinne das selbe... auch sie ist schon seit geraumer Zeit auf neuen Sohlen unterwegs.
Wir sind zügig unterwegs.
Bis Bad Ragaz befahren wir die Autobahn, durchfahren das Städtchen, findens schön und denken an Stephan. Etwas mehr Zeit und wir hätten uns gemeldet, in einem der hübschen Cafe etwas zusammen getrunken. 
Versprochen, irgendwann klappt es.

In Vätis machen wir halt, müssen die Bewilligung für den Kunkelspass lösen.
Durst haben wir sowieso. 
Ein Facebook Post, ein Bild und Stephan meldet sich.
"Sooooryyyy, ich weis as mer vor dire Töre doregfahre send. Nei, kei Stress, nor kei Zyt"

Es geht hoch zum Kunkelspass. Unterhalb der Passhöhe beginnt ein Stück Naturstrasse.
Mir gefällts, Corinne nicht so sehr.



Bei Tamins nehmen wir wieder für ein kurzes Stück die Autobahn. Verlassen diese in Thusis.
Mehr Verkehr als erwartet, gehts vorbei am Stausee bei Marmorera und Bivio.
Der Julier.
Wir überholen noch zwei Autos und sind unvermittelt alleine unterwegs.
"Glöck muesch ha"
Wir sind hier auch schon mal hinter mehreren Wohnmobilen her gefahren, ohne Chance auf überholen und ohne Chance auf Kurvenfieber.

Heute passts. Und wie.
Wir lassens krachen, immer mit dem nötigen Respekt und einem Auge auf dem Tacho, aber ohne Rücksicht auf das runde schwarze auf den Felgen.

Kurz vor St. Moritz ist ein Tankstopp fällig. Einmal mehr hat eine Tankfüllung grad mal für etwas knapp unter 300 Kilometer gereicht. Die Dicke säuft wie ein Loch.

Das Hotel Berninahaus erreichen wir noch bei Tageslicht um 19:30 Uhr. Erhalten ein super "schnüssligs" Zimmer, haben Durst und Hunger.



Es wir eine Kürbiscreme Suppe, ein kleines und ein grosses Cordon Bleu bestellt. Das kleine gar nicht so klein, das grosse gar nicht mal so gross.
Der Kartoffelsalat wird durch Fritten ersetzt, das Bier durch einen halben Malanser abgelöst.
Das Essen ist hervorragend. Der Kellner, er gehört zur Gruppe der "Soo" Kellner, ist aufmerksam und speditiv. Sehr nett und freundlich.
Wir amüsieren uns jedoch über das wiederholte "Soo", wenn immer er etwas an einen Tisch bringt.
Auch unsere Rechnung wir durch ein solches "Soo, ihre Rechnung" begleitet auf den Tisch gebracht.

Samstag, 10.09.2016

Wir haben schlecht geschlafen. Daran Schuld? Na ich natürlich.
Corinne hätte eigentlich schon gut geschlafen, aber dadurch das ich unruhig gewesen sei, sei sie eben immer wieder aufgewacht.
Wir lassens Frühstück Buffet Buffet sein. Ein, zwei Cafe und wir sin unterwegs zur Bernina Passhöhe.
Es hat uns sehr sehr gut gefallen im Berninahaus.

Zwei Reisecars stehen uns ein wenig im Weg, sind aber bald Geschichte.
Es geht hinunter nach Tirano, Italien.
In Tirano biegen wir links ab Richtung Bormio.
Im Zick-Zack Kurs geht es durch schmale Gässchen, ich glaube es ist "Mazzo di Valtelina", hoch zum Passo Mortirolo.
Die Passstrasse ist schmal, kurvenreich, einfach herrlich.



Zwischen durch eröffnet sich ein herrlicher Ausblick ins Tal.



Etliche Velo Fahrer kämpfen sich die steile Strasse hoch. Respekt vor dieser Leistung.



Mit 20% Gefälle geht es hinunter nach Monno, weiter Richtung Edolo und zum Aprica.
Kein besonders spannender Pass, aber doch einig schöne Kurven hinunter ins Tal.

Es ist warm, die Strecke eher langweilig. Wir erkämpfen uns den Weg an den Lago di Como.
In Varenna lösen wir ein Ticket für die Fähre nach Menaggio.
Chaos Pur.
Erst soll ich auf die Fähre fahren, dann wieder zurück.
"Hey das Teil esch öber 210 Kilo, da chunnt ned vo allei weder die Rampe ufe"
Ein Autofahrer verwechselt wohl Vorwärts mit Rückwärtsgang und fährt trotz lautem Rufen einem Italienischen Biker ins Motorrad.
"Das glaubsch nor wenns säuber gseh hesch"

Wir sind auf der Fähre. Es hätten wohl noch gut vier Autos Platz. Umso unverständlicher das Chaos von vorhin.

Von Mennagio gehts Richtung Lugano, vorbei an See, Palmen und malerischen Dörfchen. Wunderschön.
In Lugano kommen wir wieder erwarten gut durchs "Dorf".
In Ponte Tresa ist es heiss, die Schlange vor dem Zoll lang. Dennoch, es geht wieder erwarten zügig vorwärts. Mit dem üblichen Kopfnicken werden wir nach Italien "gewunken".
Auf der "ss394" zuckeln wir langsam Richtung Laveno.
Unsere Geduld schwindet langsam. Es ist halb fünf, wir sind seit halb zehn unterwegs. Auf den letzten Drücker erreichen wir die Fähre nach Intra.
"cool, het grad no glängt"


Wir haben keine Lust auf Sonnendeck, bleiben im Schatten. 

In Intra biegen wir rechts weg, entlang des Lago Maggiore. Ich bin etwas angespannt. Der Abzweiger zur Villa sei etwas versteckt, sagt man, man müsse aufpassen das man ihn finde, sagt man.
In Cannero Riviera lacht mich schon von weitem ein Wegweiser Richtung Viggiona Trarego an.
Alles easy also. Auch mein Navi meint "hier links bitte"

Schnell gewinnen wir an höhe. Tolle Aussicht über den See. 
Einmal links, halb Rechts, vier Kehren, Tordurchfahrt rosa Haus, wir stehen vor der Villa Morissolina.

Das Gepäck bleibt mal noch auf den Motorrädern. Handschuhe weg, Helm weg, Jacke weg.
Röbi, Ursula und Meke sowie seine Eltern sind schon da.
Michel und Tami treffen kurz nach uns ein.
Thomas, der Chef der Villa serviert uns ein Notfall Bier. Cool, Thomas weis um die wichtigen Dinge im Leben.
Zisch und weg, der erste Schluck ist immer der beste.


Langsam klappts auch mit dem sprechen wieder. Staubige Kehlen sind nicht mehr so trocken.
Wer wie lange, wo durch gefahren, wieso, weshalb und sowieso. Informationen werden ausgetauscht.
Bier nach bestellt. Corinne bezieht schon mal Zimmer, will aus den Motorrad Klamotten und unter die Dusche. Ich mag mich noch nicht aufraffen.
Irgendwann ist es zehn vor sieben. Sieben Uhr gibts Nachtessen.
"etz muesch aber seckle hey"
Ich bin zwei Minuten nach sieben, geputzt und gestriegelt am Tisch.
Die Show beginnt.
Der 1. von 8 Gängen wird serviert.
Hervorragend, überraschend, verzückend, gehaltvoll, aromatisch und was noch alles an Ausdrücken treffender wären. 
Schlicht weg der Hammer was Thomas da aus der Küche zaubert. Gang für Gang ein tolles Erlebniss.
Leider vergesse ich vor Begeisterung mir die Einzelheiten zu merken.
Vielleicht liefert die irgendwann jemand nach.

(Nachtrag, Montag, 12.09.2016)
Merci Michel



Wir geniessen, plaudern, trinken, Die ersten melden sich ab, gehen schlafen.
Röbi und ich bleiben, geniessen den feinen Grappa.
Irgendwann meldet sich auch Röbi ab.
Ich sitze noch mit Thomas und einem Österreichischen Pärchen am Tisch.
Wir erinnern uns, uns bei der ersten Fähre, der Chaos Fähre gesehen zu haben. Mir ist ihr Alfa Oldtimer aufgefallen, ihnen wohl unsere beiden österreichischen Motorräder.
Irgendwann sind nur noch Thomas und ich übrig.
Halb vier Uhr liege ich im Bett.




Sonntag 11.09.2016


Genau so toll wie das Nachtessen schmeckt auch das Frühstück. Einzig der Kaffee fällt etwas aus dem Rahmen.
Während dem Frühstück werden die Pläne für die Rückfahrt vom vorigen Abend wieder aufgenommen und vertieft.
Wir fahren also mit Ursi un Röbi via Lukmanier, Oberalp, Furka und Grimsel nach Hause.
Aber zuvor geniessen wir noch das Frühstück.

Es ist nach Zehn Uhr wie wir starten.
Villa Morissolina, es hat uns sehr gut gefallen. Wir kommen wieder.


Ich habe den Lead, fahre voraus.
Der Tunnel, Umfahrung Locarno macht uns zu schaffen. In der Mitte sind es kuschlige 35 Grad warm.
"danke, benn bedient met Wärmi"

Bellinzona bis Biasca gehts auf die Autobahn.
Ohne "Kurvenzuparkierer" über den Lukmanier nach Disentis.
"Fröilein, zwöi halbi Cola, e dreier Cola und en halbe Mineral met Zitroneschnetz"

Oberalp, Furka, Grimsel. Viel Verkehr, viele Motorradfahrer. Einige haben Kurvenradar.
Entweder sehen die um Kurven oder sie sind erleuchtet.
Vielleicht aber auch einfach Lebensmüde.

Am der Fahrt zum Grimsel werden wir kurz aufgehalten. Die Feuerwehr ist am aufräumen eines Unfalls vom Vormittag.
Wir machen uns jeder unsere Gedanken, im wissen das uns dann spätestens am Montag Freunde, gewollt oder ungewollt mit den Details versorgen werden.


Nach dem Brünig hängen wir noch den Glaubenbielen an. Super schön. Kurve an Kurve, wenig Verkehr..
Via Holzwegen fahren wir nach Wollhusen, Wilisau, Dagmersellen.
Jetzt noch ein kurzes Stück Autobahn und wir sind zuhause.
Röbi und Ursi ziehen winkend an uns vorbei. Ich denke der Heimweg der beiden dürfte rund 40 Minuten länger sein.
Wir sind jedenfalls punkt 19:00 Uhr Zuhause. Lassen den Tag bei einem Fondue auf dem Balkon ausklingen.

Die Tour war ein tolles High Light. Einige Passagen etwas mühsam und zehrend.
Der Heimweg war der Hammer.
Beide Unterkünfte, das Berninahaus am Freitag, die Villa Morissolina am Samstag sind vorbehaltlos zu empfehlen

Die GPX Datei zur Tour gibts hier.