Ice Speedway Champex Lac oder die Geschichte mit den Sonnenbrillen.

In Champex Lac im Kanton Wallis findet seit längerer Zeit wieder ein Ice Speedway in der Schweiz statt.
Neben den Cracks aus der Szene, wollen sich auch die beiden Supermoto Piloten Dani Müller und Jarno Möri aufs glatte Eis wagen.
Klar das wir uns das nicht entgehen lassen wollen.

Freitag 16:00 Uhr, wir machen uns auf den Weg ins Wallis. Haben mit dem Hotel "Mon't Lac" hoffentlich das perfekte Hotel direkt in Nähe des Sees gefunden.
Schnell haben wir unsere sieben Sachen im Auto verstaut. Sonnenbrillen in der Hand, es soll ja traumhaftes Wetter bevorstehen, komme ich erstmal nicht aus der warmen Winterjacke.
Was liegt näher als die beiden Sonnenbrillen aufs Autodach zu legen.
Schnell die Jacke auf den Rücksitz. Alles dabei, Geld, Schlüssel, Id? Es kann los gehen.

Wir sind keine zwei Minuten Unterwegs, wie es rumpelt auf dem Autodach.
Sh.....t
Die Sonnenbrillen!!
Der nachfolgende Autofahrer gibt Lichthupe.
Unnötig. Ich weis was da gerumpelt hat.
Meine beiden ! Sonnenbrillen.
Anhalten und suchen. Das Etui der Ray Ban ist schnell gefunden, liegt mitten auf der Strasse.
Von den beiden Brillen fehlt jede Spur.
Super, viel Freude.
Auf die selbe Art wie heute, habe ich mich auch schon von Tankdeckeln, Handschuhen, Schlüsseln und Geldbeuteln verabschiedet.
Jedes einzelne Mal denke ich, das passiert mir garantiert nie wieder.

In Oensingen machen wir einen kurzen Zwischenstopp im Gasthof Rössli.
Morgen findet hier die Medaillenfeier des FMS Pässewettbewerbs statt. Mein Arbeitgeber Autogrill Schweiz spendet 10.- Franken Gutscheine für die Gold und Top Fahrer.
Da wir morgen im Wallis sind, geben wir diese zuhanden des Organisators beim Wirt ab.

Wir haben Stau in Bern, Stau in Chatel St.Denis und Stau in Montreux.
Nach Martigny, Richtung Orsiere nervt uns ein Italienischer Lieferwagenfahrer. Die Strasse schneebedeckt, leicht vereist, wähnt sich dieser auf der Rally Monte Carlo und versucht die Bestzeit zu holen. Ein Meter Abstand ist eher zu hoch geschätzt.
Unnötig zu erwähnen was ich dem Deppen grad alles an den Hals wünsche.

Hoch nach Champex sind wir alleine unterwegs. Die Strasse macht trotz Schnee und Eis auch mit dem Auto Spass.
Wir haben Hunger und sind auf unser Hotel gespannt.
Fahren zuerst daran vorbei, weil wir uns nur an der Rennstrecke orientieren. Ihr gilt unsere ganze Aufmerksamkeit.
Mein Navi sagt vorbei.. bitte wenden.
Wir tun wie uns befohlen.
Ah, genau, da ist ja unser Hotel.
Direkt an der Rennstrecke.
"Weisch wie geil, do müehmer nor no öber d Stross"

"Renn Büro" steht an der Hotel Türe. Ok, noch näher am geschehen geht kaum.
Der Empfang ist freundlich, beinahe herzlich.
Deutsch? Sie, "es bitzeli"... Französisch wir? "öööh ptit pööh"
Aber klappt schon.
Der Schlüssel mit der Nummer "cinq" ist "pour le chambres deux"
Hä was? Aha.. OK
Zimmer zwei ist hübsch, sehr hübsch.
Zimmer zwei hat einen Balkon... einen riesigen Balkon.
Und genau in Richtung Rennstrecke.
Hammer... wir brauchen nicht mal das Zimmer zu verlassen, haben direkten Blick auf die erste Kurve nach Start und Ziel des Ovals.
"Frölein nous avons faim et soif"
"Deux bières s'il vous plaît"

Die "deux Biéres" schmecken herrlich und machen Lust auf weitere "deux Biére".
Zu essen gibt es Frühlingsrollen als Vorspeise, jeweils drei kleine Cheeseburger mit Salat und Pommes. Insgesamt nicht so toll und nicht mal günstig.
Egal, mach satt.
Müde sind wir eh.

Das Bett macht optisch mehr her, als dass es seinen Zweck erfüllt.
Schwierig zu beschreiben, aber das erste Bett das wir erleben, das in der Mitte der Matratze höher ist als an deren Rändern. Ein permanentes Gefühl des "herausrollens" stellt sich ein.
Das Kopfkissen führt ein Eigenleben, versucht permanent eine andere Form anzunehmen als die die wir gerne hätten.
Das wird eine lange Nacht.
Der Fernseher ist ein TFT von Samsung, verfügt über 50 Sender. Einer davon in deutsch, Euronews. Präsident Trumps Inauguration in der Endlosschlaufe.

Dani Müller lässt uns wissen das er erst am Samstag anreist. Wir können also getrost schlafen gehen.

Samstag, Frühstück um 9:00 Uhr. Emsiges treiben auf der Piste, dem Renn Büro und im Restaurant.
Wir beschliessen kurz ins Dorf zu gehen. Brauchen Taschentücher, Zigis, Kopfschmerztabletten.
Letztere dank Bett und Kissen im Hotel.

Rechtzeitig zum Beginn des Trainings sind wir auf unserem Logen Platz. Sehen gerade wie Dani Müller und Jarno Möri sich mit dem Moped vertraut machen.


Anscheinend jeder nur 3-4 Runden. Der Rest des Trainings ist gestrichen. Wohl um das Eis zu schonen.

Dani Müller


Jarno Möri



Heute Samstag sind die Internationalen Cracks der Speedway Szene am Start. Dani hats schwer. Jarno geht gar nicht erst an den Start. Wie wir später erfahren ist Dani heute auch nur als Ersatz Fahrer gemeldet.
Uns scheint der Supermoto Fahrer tut sich noch schwer mit dem Gerät. Hoffentlich wird das am Sonntag etwas besser.
Aber hey, so ohni Training?


Wir versuchen dem Geschehen zu folgen, uns Fahrer und ihre Platzierungen zu merken. Nicht ganz einfach, der Speaker spricht nur Französisch.
Einen Namen hören wir immer wieder heraus, Ronny Häring. Entweder ein Lokal Matador oder aber einfach gut.

gehts noch tiefer?



Gefahren werden jeweils 4 Runden zu 4 Fahrern.
Wir meinen zu verstehen, das die Platzierung aus den Läufen Punkte gibt und die Anzahl der Punkte über den Einzug in die jeweiligen Finals (1/8, 1/4,1/2 usw.) entscheidet.
Ein selbstverschuldeter Sturz oder ähnliches zum Rennabruch führt und für den Verursacher 0 Punkte zur Folge hat.
Aber vielleicht ist alles auch ganz anders. Egal. Dem Spass beim zusehen tuts keinen Abbruch.
Wir sitzen auf unserem Logenplatz, die Sonne scheint, ein Gläschen Wein.
"Fasch wie Ferie"



Jarno Möri


Ehe wirs versehen ist die Sonne weg, das Rennen zu Ende.
Irgendwie haben wir gar nicht so mitbekommen wer wann wie schnell und wer wie viel Punkte hat.
Dani wird wohl eher nicht so viele haben. Ronny Häring wohl eher mehr.
Vielleicht gefiel dem Speaker aber auch nur dessen Namen.


Wir sehen unter den Zuschauern ein Bekanntes Gesicht aus der Ü40er Motorradfahrer Facebookgruppe. Sabine Kormann.
Wie gehen runter ins Restaurant auf einen Glühwein.
Richtig getroffen haben wir uns bisher noch nie, kennen uns nur aus dem Facebook.

Dani Müller, Angie, Jarno Möri und Philip Weiss kommen dazu. Letzterer ist seit mehreren Jahren Schweizer Meister im Ice Speedway.
Das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Das Renngeschehen wird besprochen. Für uns natürlich mega spannend alles hautnah von den beiden Fahrern vermittelt zu bekommen.

Fürs Abendessen gehen wir ins "V..........X"... die Fahrer sind im Splendid. Ich hoffe sie "preichens" besser wie wir.
Das Cordon Bleu ist nur dem Namen nach als solches zu erkennen, Das Gemüse entpuppt sich als in einer öligen, fettigen Flüssigkeit schwimmender Zucchetti.
Corinnes Käse Röschti, erreicht locker die 1200 Kalorien Grenze bei null Geschmack.
"non merci, pas des Dessert pour moi"

Um 21:00 Uhr gehen wir mit etwas gedämpfter Stimmung zurück Richtung Hotel.

Sonntag, Frühstück wieder gegen 09:00 Uhr.
Wir sind parat, sind als bald auf unserem Balkon und beobachten das treiben vor unserem Hotel.
Sehen von weitem Dani Müller beim herausrollen der Maschine aus der Garage.


Das wäre die Gelegenheit den Hobel mal aus der Nähe zu sehen und zu "Fötele".
Philip, Angie, Jarno... alle Beschäftigt, wir wollen nicht stören und doch alles so nah wie möglich sehen.
Dani lädt uns spontan ein mit zu kommen ins Fahrerlager. Ich habe weder Eintrittsticket noch eine Presse Anmeldung.
"Hey keis Problem, er ghöred eifach zu üs"

Wir dürfen mit, dürfen Fragen, Fötele. Gehen hoffentlich niemandem auf den Wecker.
Philip erzählt aus seiner Zeit als aktiver Fahrer, erzählt über seine Maschine und worauf es seiner Meinung nach ankommt.


Er stellt sein Motorrad Jarno Möri zur Verfügung. Mit diesem "Stuehl" ist Philip vor 4 Jahren beim letzten Rennen in Flims Schweizer Meister geworden.










Seither wurde das Motorrad nie mehr bewegt. Jarno wird damit am Ende 3. in der Schweizer Meisterschaft und soweit ich das verfolgt habe 2. im Internationalen Rennen.
Und wenn wir grad dabei sind, Ronny Häring wird am Ende der neue Schweizer Meister.
Dani läufts ähnlich gut, ausgenommen von einer Schrecksekunde.
Der vor ihm fahrende Finne stürzt direkt vor seinem Vorderrad. Dani hat zwei Möglichkeiten, wählt zu Gunsten des Finnen die zweite. Schlägt in die Strohballen ein, geht mit einem Salto über den Lenker des Motorrades aufs Eis.
Seine Gedanken gelten während des Saltos seinem mit Spikes bewehrten Motorrad wie er uns später erzählt.
Alles verläuft glimpflich, das Motorrad verfehlt ihn knapp.
Der Finne bedankt sich bei Dani. die alternative zum Sturz in die Strohballen wäre wohl gewesen das Dani den auf dem Eis liegenden Finnen mit seinem Vorderrad getroffen hätte. Die Folgen währen wohl dramatisch gewesen.
Wir verfolgen Danis Sturz aus der Ferne, haben zwischenzeitlich wieder an die Sonne und auf unseren Logenplatz gewechselt.





Dani und Jarno kommen in den Final um die Schweizer Meisterschaft. Uns hält es nicht mehr auf unserem Balkon. Sind wieder im Fahrerlager.
Direkt beim Start bleibt Dani stehen, Jarno kommt gut weg. Das Rennen wird aber abgebrochen da Dani stehen geblieben ist.
Das Rad habe durchgedreht, der Gang heraus gefallen, er deswegen das Gefühl gehabt die Kette sei gerissen.
Die Regeln sind in diesem Fall hart.
Dani muss raus. Die anderen drei verblieben Fahrer machen den Final unter sich aus.
Den Restart erwischt Jarno nicht mehr ganz so gut. Er geht als dritter in die erste Kurve, ist aber dran am zweiten.


Dieser macht ihm in der zweiten Runde die Türe zu auf der Innnenbahn. Jarno verliert sofort etwas an Boden. Macht diesen zwar auf der letzten Runde wieder gut, ist Nahe dran am zweiten Platz.



Am Ende wirds dann aber doch Platz drei.
Dennoch ein Riesen Kompliment den beiden. was sie heute auf dem für sie ungewohnten Untergrund gezeigt haben ist grosses Kino.
Ab zur Siegerehrung, Jarno steht zweimal auf dem Podest, International zweiter, Schweizer Meisterschaft dritter.


Dani muss sich mit Leder begnügen.
Hält jedoch fest das es Spass gemacht hat und alle Gesund sind.
Meint aber Gleichzeitig auch das er jetzt wohl auch gleich nach der Premiere den Rücktritt gebe aus dieser Sportart.
"Besch secher Dani"?


Wir treffen uns noch im Restaurant auf ca "cinq saucisses" und ca gleich viele Biere.
Alle sind happy und zufrieden.
Einzig Angies Jacke sieht etwas ramponiert aus. Diese hat Bekanntschaft mit der Batteriesäure des Starters gemacht.

Während sich die anderen auf den Heimweg machen, bleiben wir noch eine Nacht im Hotel.
Unzählige Bilder werden oberflächlich auf dem Handy durchgesehen. Das eine oder andere findet bereits jetzt den Weg ins Facebook.

Die Heimfahrt treten wir via Col du Pillon an. In Gstaad geniessen wir eine feine Pizza an der Sonne.
Unterwegs noch ein Confcall mit meinen Arbeitskollegen in Italien, sind wir gegen 18:00 Uhr wieder Zuhause.
Zwei Sonnenbrillen ärmer, aber an tollen Begegnungen und Erlebnissen reicher.

Herzlichen Dank Dani Müller, Angie, Jarno Möri und Philip Weiss dafür dass wir alles so Hautnah erleben durften, wir euch mit unseren Fragen nicht auf den Wecker gefallen sind.
Es war Hammer mit euch.