Die Vogesen im Februar

Samstag, 27. Februar

Ende Februar, selbst in hohen Lagen liegt wenig Schnee. Wieso also nicht eine Motorrad Tour fürs Wochenende planen.

Wohin?

Ins Elsass, bzw die Vogesen.

Wir wissen von den Vogesen und dem Elsass etwa gleich viel wie vom Takatuka Land, nämlich gar nichts.
Im Internet findet sich Pass um Pass.
Also kurz eine Route im Basecamp geplant und los gehts.
Erst mal müssen wir aber Corinnes "Luuszapfe" aus dem Service abholen.
Service, neue Reifen, Griffheizung. Toni Gaberthuel hat ganze Arbeit geleistet.
Der "Herzog" sieht aus wie neu.
Ob die Griffheizung von "coolride" hält was sie verspricht werden wir bald wissen.

Die geplante Strecke ist sportlich. Noch wissen wir nicht, ob alle Pässe offen, bzw befahrbar sind.
Bei ca 4 Grad fahren wir los bei Moto Racing Winznau.

Via den Hauenstein erreichen wir Sissach, fahren auf die Autobahn auf in Richtung Basel und weiter über die Grenze. Vorbei am Euro Airport.

Bereits jetzt wird klar, Corinne hat warme Finger. Mehr noch, von den fünf möglichen Heizstufen, benötigt sie gerade einmal die dritt höchste Stufe.
Feine Sache

Kurz nach Moulhouse verlassen wir die Autobahn, fahren nach Cernay.
Ausgangs der Ortschaft, auf der Passstrasse zum Col de Herrenfluh, verheisst ein Schild nichts gutes.


Wir nehmen Google Translate zur Hilfe, versuchen zu verstehen ob hier bereits Schluss ist.


Auf eigene Verantwortung klingt erst mal nicht so schlecht.
Wir beschliessen unsere "Verantwortung zu engagieren" und fahren an der Absperrung vorbei.
Zu Beginn ist die Strasse frei von Schnee und Eis.
Das ändert sich mit zunehmender Höhe.

Bald ist Schluss und es geht nur noch zu Fuss weiter.





Irgendwann wirds besser, die Strasse frei.
Wir nehmen den Grand Ballon in Angriff.


Die Strasse ist bis zur Passhöhe gut befahrbar. Einige Skifahrer schenken uns verwunderte Blicke


Die Aussicht ist wunderbar, das Wetter noch vielversprechend.


Das Restaurant auf der Passhöhe ist wohl noch im Winterschlaf.


Unmittelbar nach der Passhöhe ist aber Schluss. Ein grosser Schneehaufen verhindert die Weiterfahrt.
Wir drehen um, fahren zurück zum Col Amic und hinunter ins Tal nach Willer sur Thur.

Den Le Markstein lassen wir wohl oder übel aus, fahren direkt nach Kruth und hinauf zum Col d'Oderen.
Wir haben Glück, die Strassen sind hier Schneefrei, die Pässe geöffnet.
Col du Brabant, Col de la Grosse Pierre, Col du Haut de la Cote, Col de Martimpre und Col du Plafond.
Alles Schneefrei. Temperaturen zwischen plus 4 und minus 2 Grad.

Immer wieder begegnen uns unterwegs Skifahrer.



In Plainfaing gehts hoch zum Col du Bonhomme. Teilweise mehrspurig, sehr gut ausgebaut, die Passstrasse hoch, immer im Hinterkopf das der Strassenbelag kalt, die Reifen keine optimale Haftung haben und bereits hinter der nächsten Kurve ein Eisfeld lauern kann.

Trotzdem geniessen wir die Fahrt, haben riesigen Spass. Ausser uns ist kaum jemand auf der Strasse, schon gar keine anderen Motorradfahrer.

Auf der Passhöhe des Bonhomme biegen wir rechts ab Richtung Col du Louchpach und dem Col du Calvaire.
Ein Ski Gebiet !!



Die Strasse scheint Spiegelglatt. Wir kommen nur sehr langsam voran. Nach dem Motto, wenns uns schon hinhaut, dann wenigstens bei Schritttempo.
Aber es geht alles gut.

Vom Col du Calvaire wollen wir eigentlich weiter zum Le Dreieck und der Col de la Schlucht, entscheiden uns nicht noch mehr Experimente zu wagen und nehmen den sicheren Weg Richtung Tal und somit über den Col du Wettstein nach Munster, unserem heutigen Etappenort.

Der Lac Noire ist noch fast bis zur Mitte zugefroren.



Unterhalb der Passhöhe des Col du Wettstein.


So langsam habe ich die Schnauze voll, es ist minus zwei Grad. Ich friere, während Corinne offenbart das sie ihre Griffheizung mittlerweile auf die zweithöchste Stufe eingestellt hat.
Das ist eine Information die ich so nicht bräuchte. Schön jedoch zu wissen das sie sich wohl fühlt.

Wir erreichen unser Hotel, beziehen das Zimmer, packen die Bade Sachen aus und liegen kurze Zeit später im angenehm warmen Whirlpool.

Das mehr gängige Abendessen ist vorzüglich, wir geniessen was uns geboten wird.
Bereits um zehn Uhr Abends ist jedoch Schicht, wir liegen im Bett.

Sonntag, 28. Februar

Der Himmel bewölkt, neblig und sehr kühl. Wir sitzen beim Frühstück und besprechen wie es heute weiter geht, bzw ob wir die geplante Route weiter ziehen oder uns für eine Abgekürzte Variante entscheiden.
Das Frühstück ist tip top, die Stimmung vorsichtig euphorisch.

Kurz vor elf sind dann unsere Motorräder getankt und wir reise fertig. Eine Schicht mehr unter unseren Motorrad Anzügen fühlen wir uns ein wenig wie das Michelin Männchen aus der Werbung.

Wir starten erneut zum Col du Wettstein, sehen uns kurz den Soldatenfriedhof aus dem ersten Weltkrieg an.
Die Kämpfe am Linge oder Lingenkopf wie er auf deutsch heisst forderten 10'000 Todesopfer in der Zeit von Juli bis Oktober 1915

nach zu lesen hier



Auf die Besichtigung der Schützengräben verzichten wir. Das Grauen welches sich in dieser Gegend abgespielt hat ist auch so spürbar und sorgt für Beklommenheit.

Wir kürzen die Route ab, verzichten auf Grund der tiefen Temperaturen auf  Col de Freland, Col de Haut de Ribeauville, Col de St-Marie und den Col de Mandray.
Wollen eigentlich wieder via den Col du Bonhomme nach Plainfaing, sind jedoch eine Abzweigung zu früh und stehen wieder am Lac Noire und dem darauf folgenden Col du Calvaire.
Was solls, hat ja gestern auch geklappt.
Col du Calvaire, Col du Louchpach und wir stehen wieder auf der Passhöhe des Col du Bonhomme.

Munter gehts Talwärts was gestern scho "Bärgopsi" riesig Spass gemacht hat, macht auch heute wieder mächtig Laune.

In Plainfaing lockt uns ein Wegweiser in Richtung La Schlucht.
Durch ein schmales Tal gehts wieder hinauf auf gegen 1000 M.ü.M. Herrlich, die Strasse sauber, kein Verkehr.
Vom Col de la Schlucht fahren wir zum Col des Faignes sous Vologne und sind wieder auf der ursprünglich geplanten Route.

Col du Bramont



Wir staunen ob den herrlichen kurvenreichen Passstrassen.

Wieder fahren wir durch Kruth und Oderen, rechts weg Richtung Col du Bussang. Sehr gut ausgebaute Strasse, leicht feucht, aber ausgiebig gesalzen, also wohl Eisfrei.
Aber ist dem zu trauen? Wohl eher nicht.
Die mehrspurige Strasse lässt darauf schliessen das hier normalerweise mit einem vielfachen an Verkehr zu rechnen ist.

In Saint Maurice sur Moselle beginnt die Passstrasse hoch zum Ballon d'Alsace.
In der Ferne grüsst der Grand Ballon auf dem wir gestern noch gestanden sind, umkehren mussten.

Wir sind die einzigen in Motorrad Anzügen, werden entsprechen kritisch beäugt, einmal mehr.
Ich wärme mir etwas die Finger an Corinnes Lenker. Neid !!!


Hinter dieser Kurve lockt ein Restaurant auf hungrige und unterkühlte Gäste.
Leider wissen wir das nicht und machen vor der Kurve halt auf dem gerade gezeigten Parkplatz


Wie wir wieder unterwegs sind, zum gerade beschriebenen Restaurant kommen, denken wir uns "de halt, wenn mers gwösst hät" und fahren daran vorbei.

Hinunter Richtung Niederbruck hats wieder ziemlich viel Schnee auf der Strasse. Wir tasten uns talwärts.
Kaum unterhalb 1000 M.üM. ist die Strasse wieder sauber. diese 1000 Meter scheinen die magische Grenze zu sein.

Eigentlich wollen wir noch über den Col du Schirm und den Col du Hundsrucken.
"Ferme" meint ein Schild zum Thema Hundsrucken.
"de hald nöd"
Weiter geht die Fahrt durch Ortschaften mit Namen wie Lauw, Sentheim, Guewenheim.
In letzterer Ortschaft finden wir einen Abzweiger Richtung Moulhouse.
Ein "choge geiles Strässchen" windet sich hier durch den Wald, über eine kleine Anhöhe Richtung Thann und der D35 Richtung Autobahn.

Diese bringt uns nach kurzer Fahrt wieder via den Grenzübergang in Basel zurück in die Schweiz.
Die Zöllnerinn welche uns durchwinkt ist ähnlich vermummt wie wir.
Ich meine ein "die spenne doch die Deppe" in ihren Augen zu lesen.

Nähe Pratteln verlassen wir die Autobahn um zu tanken. "Rudi Rüssel" ist deutlich günstiger als die Konkurrenz auf der Autobahn.

Da wir nun mal schon hier sind, hängen wir kurz entschlossen den Gempen, ein kleines Pässchen zwischen Liestal und Nuglar an.
Irgendwo verlieren wir kurz die Orientierung und stehen kurz danach in Sissach.
Passt Hervorragend. Böckten, Ormalingen, Anwil und wir stehen auf der Saalhöhe.

Erlinsbach, Aarau, wir sind zuhause. In der Stützliwösch spülen wir den Dreck und das Salz von unseren Motorrädern.
Noch kurz die Ketten fetten, den Pizza Kurier avisieren und es reicht für heute.

Fazit:
Die Vogesen sind ein tolles Gebiet. Unzählige Pässchen und Pässe, alles Nahe beieinander.
Minus zwei Grad ist ziemlich kalt. Auch für Meine Lindstrand Handschuhe.
Corinnes Griffheizung von Coolride ist eine tolle Sache. "auchhabenwill"
Schnee und Motorräder vertragen sich schlecht.