der Villa Wahnsinn

Der Post Titel ist ein kleines Wort Spiel in Anlehnung der gleichnamigen Lokale in der Mitte der 90er Jahre.
Nein, kein Besuch in der Villa Wahnsinn, wir wollen in die Villa Morissolino in Trarego, Lago Maggiore.
Villa Morissolina
Und diese Villa ist schlichtweg der Wahnsinn.
Wie im letzten Jahr, wird unser Besuch durch das Dampfrad, ein Motorrad Forum, organisiert.
Dampfrad

Samstag, Anreise

Wir fahren auf eigene Faust nach Trarego. Leicht verspätet. Geplant war sieben Uhr, nun ist es halb acht. Auch kein Beinbruch.
Ab Sursee Autobahn bis Amsteg, ab da auf der alten Gotthardstrasse. So ist der Plan.
Kurz vor Sursee lichtet sich der Nebel


Ohne Stau erreichen wir Amsteg. Leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Die alte Passstrasse bis Wassen macht mega Spass. Vor uns eine Gruppe Aargauer und Zürcher.
Kurz vor der Abzweigung zum Susten fährt mir ein Maserati vor den Latz. Klar, so ein kleines Motorrad kann man schnell mal übersehen.
Der Maserati will auch über den Susten, leider. Fahrer und Fahrzeug können ausser Lärm nicht viel.
Auf den Geraden schnell, sehr schnell. Zu schnell zum überholen. Vor den Kurven dann wieder langsam, sehr langsam.
Nach einigen Minuten hat der Fahrer ein Einsehen, macht den Weg frei.

Teilweise ist die Fahrbahn feucht, lässt erkennen das auch schon mal gesalzen wurde. Wir fragen uns Glatteis ein Thema sein könnte, sind entsprechend aufmerksam.
Kurz nach neun stehen wir auf dem Pass.
Das Restaurant ist bereits im Winterschlaf .... also kein Frühstück auf dem Susten.



Es geht hinunter nach Innertkirchen. Kein Verkehr. Wir haben den Pass für uns alleine.
Auch hoch zum Grimsel ist um die Zeit noch wenig los.
Unsere Lieblingsbeiz wird wohl bereits geschlossen sein.
Also setzen wir den "Einkehrschwung" bei der ersten Gelegenheit an.

"Grüezi Fröilein, Kafi Gepfeli"
Jo, Nossgepfel esch au ok"
"Zwöi mol bitte"

Der Nussgipfel entpuppt sich als Nusstange. Staubtrocken. Egal, der Ausblick entschädigt.



Kurze Pause und weiter gehts.
Äne abe ond donde weder ufe.
Hoch zur Furka. Ein Traum.
Kurz vor Realp zwei ausländische Reisebusse. Ich kann überholen, Corinne hängt hinter den beiden fest.
"Biker 2 getrennt" vermeldet mein Helmfunk.
Einmal mehr nehme ich mir vor nach einer alternative Ausschau zu halten.
Vielleicht gibt es ja mittlerweile etwas besseres als unser Scala G9.
Sponsoren dürfen sich gerne melden.

Die Dicke vermeldet mal wieder Durst. Das Navi im Gegenzug das es wohl noch bis nach Airolo reichen wird.
Ich warte auf Corinne. Versuche die Verbindung zu ihr wieder herzustellen.
"Biker 2 verbinden"
"Nei, ned de Radio ischalte"
Lautstark quäkt es in meine Ohren
"Radio aus"
Das Scala wechselt den Sender. Auch nicht besser.
Irgendwann klappt es. Auf mein "Hallooo" meldet sich Corinne. Sie sei hinter mir.

Wir fahren hoch zum Gotthard, biegen ein auf die Tremola. Die alte Passstrasse hinunter nach Airola besteht zu einem grossen Teil aus Kopfsteinpflaster und ist eine dankbare alternative zur heutigen Passtrasse.



In Airolo wird getankt und das eine oder andere warme Kleidungstück gegen etwas luftigeres getauscht. Es geht bis Bellinzona auf die Autobahn.
Ab Ausfahrt Bellinzona Süd auf die gefürchtete Via S. Gottardo, bzw. Via Cantonale.
Gefürchtet, da sich hier in den Sommermonaten der Verkehr bis zum Kreisel "Cadepezzo" für gewöhnlich staut.
Heute passt es. Kein Stau.
Statt Richtung Locarno fahren wir links Richtung Vira, also linkes Ufer des Lago Maggiore.
In Vira beginnt die Passtrasse über die Alpe di Neggia.
Übrigens Bestandteil des FMS Pässewettbewerbs.

(Blick hinüber ins Verzascatal)



Hinunter, durch kleinste malerische Ortschaften erreichen wir, mittlerweile in Italien, Maccagno.
Richtigerweise heisst es seit 2014 Maccagno con Pino e Veddasca.

Entlang des Laggo Maggiore, zuerst durch Luino, erreichen wir Laveno-Mombello.
Der Verkehr seit einiger zeit mehrheitlich auf 50 Kmh. eingebremst, bleibt ausreichend Gelegenheit ab und zu einen Blick auf den See und das gegenüberliegende Ufer zu werfen.
Irgendwo da drüben liegt Trarego und die Villa Morissolina.

Für uns heisst es kurz warten. Warten auf die Fähre hinüber nach Verbania. Wir lernen zwei Schweizer Motorrad Fahrer kennen. Ebenso begeistert vom tollen Wetter wie wir. Auch sie kommen von der Alpe di Neggia.

Auf der Fähre macht sich etwas Müdigkeit bemerkbar. Es ist mittlerweile kurz vor vier. Mit kleinen Unterbrüchen sitzen wir seit gut 8 Stunden auf den Böcken. Irgendwann ist dann auch einfach mal gut.





Trotz Müdigkeit, immer noch guter Laune.

In Verbania das üblich "Puff".
Die vielen Fahrzeuge aus der Fähre, welche sich in die Ortschaft ergiessen auf der einen Seite.
Auf der anderen, die vielen Touristen die noch kurz die Strassenseite wechseln wollen.
Daneben all die Einheimischen Roller- und Motorradfahrer, für die eine Sicherheitslinie oder eine Sperrfläche in der Mitte der Strasse einzig ihre ganz persönliche Freifläche zum überholen markiert.
"Muesch em Fall uhuere ufpasse... kennsch?"

Entlang des Sees nochmals eine Geduldsprobe. Ein Schweizer, unterwegs mit 48, im 60iger.
"Schööön die Landschaft gäll"
"Aber wörsch trotzdem chli fahre?"

In Cannero der "U-Turn" links in die Strasse nach Trarego hinein.
Nochmals ein kleiner Leckerbissen in punkto Aussicht und Kurven.

Nur Michel ist noch vor uns in der Villa. Sitzt schon beim Bier.
Caroline sieht uns unseren Durst wohl an. Frägt nur nach Anzahl und Grösse.
"Prost zäme"
Herrlich, das erste schmeckt immer am besten.


So nach und nach tauchen die anderen auf.
Wer, wie, wo lang? Erfahrungen und Erlebnisse der Fahrt werden ausgetauscht.
Langsam macht sich Hunger bemerkbar.
Noch kurz unter die Dusche, umziehen und zu Tisch.


Thomas hat wieder gezaubert. Das Essen ist schlicht der Wahnsinn.
Wir sitzen in gemütlicher Runde am Tisch und geniessen was da serviert wird. Zum Abschluss noch einen Grappa. Bereits ist es Zeit schlafen zu gehen.
Mir fallen ehrlich gesagt beinahe die Augen am Tisch zu. Corinne ist noch erstaunlich fit.

Sonntag, Heimfahrt




Ein herrlicher Sonnenaufgang beim Blick aus unserem Zimmer.
Ein paar "Dampfradler" sitzen bereits beim Frühstück.
Der eine oder andere Kopf scheint noch etwas schwer.
Grappa?

Erstaunlicherweise habe ich bereits wieder Hunger. Wir nehmens gemütlich und geniessen.
Ein paar unsere Gruppe wollen noch an den Markt in Cannobio, andere direkt auf den Heimweg.
Wir werden auch heute wieder alleine fahren, haben noch den einen oder anderen Umweg auf dem Plan.

"Tschüss zäme, het meeega Spass gmacht."
" Händ Sorg bem fahre".

Bis wir uns auf den Weg machen ist es knapp vor elf Uhr. Zugegeben, etwas sehr spät.
Wir fahren Richtung Cannobio und weiter heinein ins gleichnamige Tal.
Ich sehe noch eine Tafel mit einem Fahrverbotszeichen und etwas in der Art von "Transit" vorbei huschen.
Auch Corinne hats nicht genau gesehen.
Wir werden sehen was es zu bedeuten hat. manchmal sind in Italien oder Frankreich Strassen gesperrt.
Das heisst nicht in jedem Fall das man nicht durchfahren darf oder kann.
Manchmal bedeutet es auch,
"wenn im Fall uf d Frässe flügsch besch sälber gschuld"
"Chom de eifach ned cho Lätsche"

Aber nach einem vielversprechenden Anfang mit tollen Kurven ist tatsächlich Schluss.


Endstation Felssturz. Hier führt für uns kein Weg daran vorbei. Die Strasse wird wohl noch längere Zeit gesperrt bleiben.

Es bleibt nichts anderes übrig als kehrt zu machen, zurück nach Cannobio, dem See entlang nach Verbania und von dort aus weiter Richtung Simplon.
Unterwegs begegnen uns die zwei Motorradfahrer von gestern auf der Fähre. Sorry Jungs.... wir konnten euch nicht warnen.
Gibt es ein Internationales Zeichen für "Strasse gesperrt, dreht um"?


Wir werden entschädigt durch tolle Ausblicke auf den See. Glücklicherweise herrscht wenig Verkehr.

Der Simplon ist Landschaftlich zwar schön, die Strecke über den Pass jedoch eher uninteressant.
Zumindest man auf der E62 bleibt




Unterhalb der Passhöhe bietet sich eine Gelegenheit die "Autobahn" über den Pass zu verlassen.
Hier machts mehr Spass.
Bis Visp nehmen wir anschliessend den direktesten, schnellstmöglichen Weg. Hinein ins Tal Richtung Saas Fee und Zermatt.
In Stalden zweigt die Strasse rechts ab nach Törbel, über die Moosalp nach Bürchen.
Wir lieben dieses Pässchen.



Auf der Passhöhe gibts feine Raclette. Aber nicht heute. Der Parkplatz vor den beiden Restaurants übervoll. Die Aussicht auf einen freien Platz auf einer der Terassen eher unwahrscheinlich.
Wir fahren direkt weiter, wieder hinunter ins Rhonethal. Vorbei an Leuk und weiter bis Riddes. Teilweise auf der Autobahn.
Ich freue mich auf den "Croix de la Coeur" ... ein Übergang von Riddes nach Verbier. Zu einem guten Teil Naturstrasse.
Aber alleine die Strasse nach La Tzouma wo die Naturstrasse beginnt, ist ein absoluter Genuss.
Wir lassen es krachen. Immer mal wieder einen Blick ins Tal riskierend.
Herrlich.

Leider entpuppt sich der Weg zum Croix de la Coeur als Griff ins Klo. Zumindest gut die Hälfte bis hoch zum Pass wurde zu Tode gesplittet.
Was früher Naturstrasse war, wurde unter Tonnen von Split verschüttet.


Erst das letzte drittel ist noch so wie wir es kennen.



Die wenigen letzten verbleibenden Meter Naturstrasse geniesse ich entsprechend.
Oben auf dem Pass machen wir halt.
Das Restaurant hat noch auf.

Die Schatten werden länger. Noch ist hier oben Sonnenschein, Die Täler jedoch bereits im Schatten.



All zu lange dürfen wir uns nicht mehr Zeit lassen, wollen wir die letzten zwei Pässe nicht in völliger Dunkelheit befahren.
Auch die Strasse hinunter nach Verbier ist längst keine Naturstrasse mehr. Schade. Mir hats früher besser gefallen.

In Martigny fahren wir auf die Autobahn auf, stehen alsbald im Stau. Geduld ist gefragt.
Klar, man könnte überholen, in der Mitte der beiden Fahrzeug Kolonnen währe genügend Platz.
Erlaubt ist es klar nicht. Wir lassen es ... zumindest heute.
Haben ja nicht so weit, bis zur Ausfahrt nach Ollon und hoch zum Col de la Croix.
Noch einmal kurz tanken und ab gehts.
Kein Mensch auf der Strasse. Hoffentlich auch keine Tiere. Die Zeit dafür wäre es.

Etwas unterhalb der Passhöhe der Blick hinüber zum Col du Pillon.
Noch ist es hell genug, ab da dann wohl dunkel.


Egal, dunkel hin oder her, wir geniessen das Abendrot, das Dämmern.


Mit dem letzten Tageslich fahren wir über den Col du Pillon und hinunter nach Gsteig. Nun sind wir in völliger Dunkelheit unterwegs.
Für Corinne ein Novum. Soweit ich mich erinnere war sie noch nie Nachts unterwegs.
So lange die Kurven nicht zu eng sind reicht die Ausleuchtung. Werden sie enger, so herrscht auf der Kurven innen Seite Dunkelheit.
Ich mags nicht besonders.

Vorbei an Gstaad, Schönried und Zweisimmen begegnet uns kaum ein andere Verkehrsteilnehmer. Kein Gefühl für Zeit würde ich schätzen es sei mitten in der Nacht. In Wahrheit ist es kurz nach acht.
In Wimmis auf die Autobahn, sind wir nach kurzer Zeit in Bern.

"Biker 2 getrennt"
An Corinnes Headset ist der Akku leer.
Die Meldung fühlt sich nicht gut an.
Ein seltsames Gefühl.
 Auf der weiteren Fahrt herrscht dichter Verkehr. Von Staus bleiben wir jedoch verschont.
21:38 Uhr erreichen wir unsere "Home Base".

Zwei supertolle Tage mit herrlichem Wetter, traumhaften Strassen und meeeg tollem Essen sind Geschichte.
Dem organisierenden Dampfrad Team und den Teilnehmern herzlichen Dank.
Es hat Spass gemacht mit Euch.

Thomas und Caroline herzlichen Dank für die Bewirtung und dickes Kompliment für das sensationelle Essen.

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