12. Tag, wir erreichen Alta


Hat sich gestern das einchecken in unserem Guesthaus als schwierig herausgestellt, erwarten uns auch heute morgen Probleme.
Es ist schlicht weg niemand vor Ort, der unser Geld will.
Das Frühstück steht bereit, weit und breit niemand zu sehen. Irgendwann taucht eine Küchenhilfe auf.
Wir verstehen, sie hat keine Ahnung was und wie zu bezahlen sei.
Wir hinterlassen Namen und Adressen sowie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.

Auf dem Parkplatz vor dem Haus plagen uns wieder die Mücken.
Premiere, wir bepacken unsere Motorräder für einmal komplett ausgerüstet. Motorrad Anzug, Helm Handschuhe.
Eine ziemliche Plage die Viecher.

Wir sind alleine unterwegs. Der Himmel trüb, kühl, leichtes Nieseln. Die Strasse ein Waschbrett. Gespickt mit viesen Schlaglöchern. Macht dennoch Spass.
Bei der ersten Gelegenheit die sich bietet tanken.
Die üblichen Sprüche... "Waaas? Scho weder lär?"

Wir erreichen den Lyngenfjord, der zweit längste Fjord in Nordnorwegen. 121 Kilometer lang, 90 Kilometer breit.
Wir verpassen in Lyngen die Fähre nach Kàfjord. Müssen warten.
Kafi? Toilette?
Nä-ä, Fehlanzeige.



Am Horizont taucht die Fähre auf. Gerade noch Rechtzeitig, ja Kaffee gibts auch.
Wir sind noch ein Stück entlang dem Lyngenfjord unterwegs, diesmal auf der anderen Uferseite.
Unverkennbar wir nähern uns mit grossen Schritten dem Ziel unserer Reise, dem Nordkap.
Es ist Anfang Juli. Der Nordnorwegische Juni fühlt sich jedoch eher an wie November in der Schweiz.

Immerhin, die Strasse bietet reichlich Abwechslung. Teilweise in Form von nicht Asphaltierten Abschnitten innerhalb von Baustellen, andererseits mit tollen Ausblicken auf einen der heute Zahlreichen Fjorde.

Der Altafjorden kommt in Sichtweite. Der Altafjord liegt zwischen der Gemeinde Alta, (unser Tagesziel) und dem Arktischen Ozean... ziemlich Arktisch fühlt sich auch dieser Tag an.
Der Altafjord wurde während des WWII von der deutschen Kriegsmarine genutzt.
Im angrenzenden Langfjorden ankerte Zeitweise die Scharnhorst, im Kàfjord die Tirpitz.
Letztere wurde durch britische U-Bote erheblich beschädigt.

Am Südufer wurden 1972 bis zu 6000 Jahre alte Felsritzungen gefunden. Wer mag, kann diese im Alta Museum besichtigen.
Uns steht der Sinn nicht nach Archäologie.
Hotel, Bier, Essen.

Bei Storeng biegen wir ums Eck, sehen zum ersten Mal Alta in der Ferne.
Ein Katzensprung, 22 Kilometer Luftlinie.
42 Kilometer, diverse Kurven, ein paar Tunnel, stehen wir am Ortseingang von Alta.
Unser Hotel in Sichtweite.
Noch zwei Mal links und wir stehen auf dem Hotelparkplatz des Scandic Alta.
Der Empfang an der Rezeption ist sehr freundlich, gerade zu fürsorglich. Es macht den Anschein als sehe man uns die kühlen Temperaturen unterwegs an der Nasenspitze an.
"Hello, we have und so, weisch e reservierig. Yes it was cold onderwägs"
"was kei reservierig under dem Name?"
"secher scho"
Kurz das Handy gezückt, Booking App geöffnet.
Ja, wir haben diverse Scandic Hotels gebucht für unsere Reise.
Nur halt nicht dieses und auch nicht heute.
Die Booking App sagt, das wir heute im Altafjord Gjestegaard schlafen werden.
Dies hätte mir auch mein Navi auf dem Motorrad gesagt, hätte ich denn drauf geschaut im Endanflug.
Aber irgendwie bin ich heute anscheinend auf Scandic programmiert.

Wir machen auf dem Absatz kehrt, stehen wieder in der Kälte. Konsultieren Navi und erkennen, drei mal links, ein paar Mal rechts und wir sind da.
Wieder einmal bewährt sich.
Erst an der Rezeption nachfragen nach Zimmer und Reservation, bevor Gepäck vom Motorrad schnallen.
"machsches sösch weder druf weisch"

Das Altafjord Gjestgaard entpuppt sich als kleines freundliches Boutique Hotel. Ansprechendes Ambiente, nettes Personal, grosses Zimmer mit toller Aussicht auf den Altafjord.


Wir sitzen schon längst beim Bier, als andere Motorradfahrer eintreffen.
"no sorry we are so öppis vo ausgebucht"
Ich höre sie wieder die Stimmen im Hinterkopf.
"Was der buechet alles im voruus?"
Da bleibt ja jegliche Spontanität auf der Strecke.
Danke bestens, ich für meinen Teil kann auf diese Art Spontanität dankend verzichten.
Aber jeder wie ers mag.

Abendessen lecker, Bedienung nett.

Ach ja, beinahe vergessen. Zwei Anrufe in Abwesenheit mit Norwegischer Vorwahl. Jedoch ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
Wird wohl unsere Unterkunft von gestern sein. Scheint aber kein Drama zu sein.
Sonnst hätten sie bestimmt mehr wie zwei mal angerufen.