Pfingstweekend 4 Tage frei

Erstens kommt es anders und zweitens als geplant
Der Frust über das verpasste Enduro Trainning in der Ardeche ist gross.
Schon vor längerer Zeit haben wir uns für das Enduro Trainning in der Ardeche angemeldet.
4 Tage bei Dany Wirz
Leider macht mir meine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung.

Nach langem hin und her überlegen, sagen wir schweren Herzens ab.
Es wäre nicht zu verantworten gewesen.

Freitag
Wir sind also nicht in Südfrankreich
Leider verspricht auch der Wetterbericht nicht all zu viel gutes für das Wochenende. 
Aber wir müssen los. Wenn schon nicht wie geplant ins Gelände , dann wenigstens auf die Strasse. 

Trotz Wolken und wenig Sonnenschein starten wir am frühen Freitag Morgen mit "leichtem" Gepäck in Richtung Buchenegg und Albis.

Apropo leichtes Gepäck. Für die anstehende Sommertour sind Packtaschen von Kriega zu testen.
Diese wollen gefüllt sein. 
So habe ich gut und gerne Kleider für gefühlt ein halbes Jahr dabei.

Der Wetterbericht bestimmt die Route. Wir starten Richtung Ostschweiz. Überlegen uns, das wir von da einigermassen zügig wieder zuhause wären, sollte denn der prognostizierte Regen Tatsache werden.
Nass sollten wir dann auch werden. Aber viel viel später und an einem ganz anderen Ort als erwartet.
Aber davon später.

Wir nehmen die Buchenegg in Angriff.
Diese führt von Tägerst hinüber nach Langnau am Albis.
Von der Buchenegg hinunter fahrend, bietet sich eine tolle Aussicht auf die Stadt Zürich.


So von weitem gesehen eigentlich keine leide Stadt.
Corinne verzeichnet ein paar Rutscher. Wohl Fahrfehler. Diese wollen besprochen sein. 

Ein kurzes Foto, ein paar Kurven und wir sind auf dem Albis.
Auf dem Albis ist ein Kafi Halt fällig. 
Wir haben keine Eile. 



Das einzige noch greifbare Gipfeli wird ehrlich geteilt.
Wir versuchen heraus zu finden was die Ursache für die Rutscher von Corinne sind.
An den runden Schwarzen Dingern kanns eher nicht liegen.
Wir werden uns einig und Corinne will versuchen einige Dinge an ihrem Fahrstil zu korrigieren.

Weiter gehts Richtung Sihlbrugg und auf Nebenstrassen Richtung Zug. 
Der Freitag ist weder ein Feier- noch ein Samstag und auch kein Sonntag. Also rauf zum Zugerberg.
Beim letzten Mal im Spätherbst wars bereits Nacht. Die Aussicht auf die Lichter Zugs überwältigend.
Nun sehen wir mal wies bei Tag aussieht. 



Wir geniessen kurz die Aussicht, "posen" für den FMS Pässewettbewerb und sind schon bald wieder unterwegs zum Kistenpass. Vorbei an den BL-64 "Bloodhounds" auf dem Gubel.
Diese wurden 1964 in Dienst gestellt und 1999 wieder ausrangiert.
Die Lenkwaffen Stellung auf dem Gubel ist heute ein Museum und für die Öffentlichkeit zugänglich.



Vom Kistenpass gehts runter an den Aegerisee. 
Ein kurzes Stück am See entlang und wieder hoch zum Raten. 
Es folgt der Etzel.
Der Etzelpass ist ein schmales Pässchen welches vom Sihlsee hinüber nach Pfäffikon führt. Ideal für uns, wir wollen über den Seedamm nach Rapperswil.
Die Kapelle auf dem Etzel wird im 13. Jarhundert erstmals erwähnt, ist Teil des Jakobsweges hinüber zum Kloster Einsiedeln.




Der Verkehr über den Seedamm, rüber nach Rapperswil, ist einigermassen zu ertragen. 
In Rapperswil verfehle ich eine Abzweigung, fluche kurz, um kurze Zeit später zu merken das es eigentlich egal ist ob wir die oder die nächste Abzweigung nehmen. 

In Bäretswil fahren wir zum Ghöch, ein "Pässchen", 702 m.ü.M.
Rauschen vor lauter Begeisterung am Parkplatz vorbei.
"Halt, Foto"... zu spät, vorbei.
Umdrehen und zwei weitere Fotos in der Sammlung.
Hermann.. wir grüssen Dich an dieser Stelle wieder einmal herzlich.
Nachträglich auch von hier, vom Ghöch-Pass alles gute zum 70. Geburtstag. Ohne Deine Arbeit hätten wir wohl kaum so viel erlebt die letzten 1 1/2 Jahre.

Es folgen die Hulftegg, Wasserfluh und Riegelschwendi. Zwischenzeitlich sind wir in Ebnat Kappel. Es ist Zeit sich um einen Schlafplatz zu kümmern. 
In Bütschwil werden wir fündig. Wir kennen die "Sonne" noch vom letzten Jahr. 
Zimmer frei heissts auf dem Schild auf dem Parkplatz. 
Und wenn jetzt auch noch die Pizzeria Schäfli auf hat, dann ist das das berühmte Tüpfli auf dem i. 

Die Pizza ist wie letztes Jahr superfein, das Tirami Su ist es eher nicht. 
Es ist 21:00 Uhr und wir sind auf den Felgen.

Samstag
Mit etwas Verspätung verzurren wir das Gepäck auf unseren "Göppeln".
Werden von Einheimischen in ein Gespräch übers Motorradfahren verstrickt. Wir reden übers Fahren, übers Reisen, über Regen und Sonne und warum sie über Pfingsten dies Jahr nicht fahren.

Genug geredet, wir wollen los.

Via Ebnat Kappel gehts weiter nach Nesslau, Neu Sankt Johann und auf der Schwägalpstrasse hoch zur Passhöhe auf 1'300 m.ü.M.

Am Strassenrand liegt noch Schnee. Es ist kühl und leichter Nieselregen setzt ein.
Nichts was uns nach dem letzten Sommer beeindrucken könnte.
Die Strasse erfordert wegen der Alpaufzüge unsere Aufmerksamkeit.
Warum Kühe mit Vorliebe in Kurven auf die Strasse k....en bleibt uns ein Rätsel.
Wir durchqueren Urnäsch und fahren weiter in Richtung Appenzell. Vorbei an Gonten. Schöne Gegend, schöne Strassen, wenig bis keinen Verkehr.
Wir geniessen die Fahrt, das Nieseln hat aufgehört, teilweise ist schon beinahe Sonnig.
In Appenzell biegen wir rechts ab
... in den Parkplatz des örtlich Detailhändlers...
kehren umständlich um, auf die Hauptsrasse zurück, nehmen diesmal die richtige Abzweigung um zu erkennen das der Parkplatz ebenfalls eine Ausfahrt in diese Strasse gehabt hätte.

Wir sind auf der Eggerstandenstrasse unterwegs zum Hölzlisberg-Pass.
In Eggerstanden sehe ich mitten im Dorf Schotter, fahre statt anzuhalten, voller Begeisterung, mitten durch eine Baustelle,vorbei am Foto Punkt für den Wettbewerb,vorbei an der Abzweigung. Aber auch vorbei an grinsenden Bauarbeitern, vorbei an Fahrverboten und vorbei an ziemlich allem was mich darauf hingewiesen hätte hier nicht durch zu fahren.
Corinne hintennach, deutlich weniger Begeistert.
Sorry Schatz.. ich konnte nicht anders.

Wir suchen eine Asphaltierte Möglichkeit zurück an die Abzweigung, finden diese und stehen also an der für den Pässewettbewerb markierten Stelle.
Hinunter nach Eichberg begegnet uns eine Gruppe Motorradfahrer. Die ersten seit langer Zeit.
Der Wetterbericht scheint positiver zu werden.

Nun folgt der Stoos. Die Passtrasse beginnt in Altstätten im Kanton St.Gallen, ist sehr gut ausgebaut und macht riesig Spass.
Ich habe letzte Woche vom Golden Tyre auf die Pirelli Scorpion Gummis gewechselt. Diese scheinen hervorragend zu funktionieren auf der "Dicken".
Auf der Passhöhe stelle ich mich demonstrativ wartend auf Corinne an den Strassenrand.
Würde ich noch rauchen, ich hätte in aller Eile in der Hälfte eine Zigarette abgebrochen und angezündet um den Eindruck zu erwecken, ich sei schon Ewigkeiten am warten.


Wieder in Appenzell suchen wir die Abzweigung zum Leimensteig.
Gesucht, gefunden, die "Beiz" hat geöffnet.
Wir machen eine kurze Kafi Pause, plaudern mit dem Chef, er fährt eine Virago.
Hunger haben wir noch keinen, was an anderen Tischen serviert wird sieht gut aus.
Runter nach Teufen und weiter nach Trogen

Klar das uns diverse Wortspielereien mit der Bezeichnung Trogen, bzw Drogen in den Sinn kommen.
Ich meine.. hey.. wir sind auf der Strasse nach Trogen.
Strasse,
Trogen,
Drogenstrasse,
Kinder am Strassenrand von Trogen werden zu Drogenkinder.
Ok der war zu deftig.. damit sollte man keine Witze machen.
Grinsen müssen wir trotzdem.
Wir sind also in Trogen.
Trogen wurde 1168 als "de Trugin" erstmals erwähnt, liegt auf 903 m.ü.M. und zählt ca. 2000 Einwohner.
"de Trugin" Bezeichnete eine Häusersammlung bei den Trögen
Nach wie vor ist Trogen der Sitz der Justizbehörden des Kantons Appenzell Ausserrhoden.

In Trogen biegen wir rechts ab in die Wäldlerstrasse. Ein traumhaftes Stück Strasse welches uns als alternative Route zum letzten Jahr, zum Ruppen führt.
Auf dem Ruppen-Pass halten wir uns direkt links Richtung St.Anton statt zuerst hinunter nach Altstätten zu fahren wie es das FMS Reglement vorschreiben würde.
Aber keine Panik, wir werden auch den Ruppen später noch Reglements Konform befahren.

St.Anton liegt auf 1110 m.ü.M und bietet eine tolle Aussicht ins Rheinthal auf der einen Seite, auf den Bodensee auf der anderen Seite.


Über gewundene Strassen geht es hinunter nach Altstätten auf die Passtrasse zum .. na was wohl?.. dem Ruppen und weiter nach Trogen.
Dem Reglement ist also somit genüge getan.
Wir fahren vorbei am Bahnhof von Trogen, sehen den Zug. Uns fallen weitere Trogen Kalauer ein.

Trogen, Speicher, St. Gallen, Engelburg und hinauf auf den Tannenberg.
Die Aussicht toll, das Restaurant zu.
Foto und weiter Richtung Waldkirch, Hauptwil-Gottshaus, vorbei am härzigen Weiher.
Irgendwann halten wir hier. Aber heute ist noch nicht irgendwann.

Wir steuern den Nollen an,
Der Nollen wird oft auch der Rigi des Thurgaus bezeichnet, ist 735 Meter hoch.
Die Bezeichnung Nollen stammt von dem altdeutschen Wort "hnol" oder "chnol" also Knollen, da seine sanften Rundungen eher einem Knollen als einem Berg ähneln sollen.
Der Nollen bietet eine tolle Rund um Sicht auf Bodensee und Alpen.
Auf dem Nollen gibt es ein Restaurant.
Es hat geöffnet und wir Hunger.
Diese zwei Umstände passen wie Faust auf Auge.
Wukusa (Wurst-Käse-Salat), zweimal bitte.. seckle und ned tippe.. er secklet, er tippt.
40 Franken wechseln den Besitzer.

Wir stehen auf dem Parkplatz, besprechen das weiter vorgehen.
Wir hören ein Motorrad die Strasse herauf zu kommen, drehen uns um und erkennen Rölfi.
Erkenne: Wenn wir das so geplant hätten, das hätte nie und nimmer geklappt.
Lerne: mit Rölfi ist überall und zu jeder Zeit zu rechnen.

Spontan fahren wir zu dritt in Richtung Ottenberg Pass. Ich übernehme die Führung, schaffe es ohne Kehrtwenden und ähnliches, in Weinfelden haarscharf an einer Einbahnstrasse vorbei, auf den Richtigen Weg zum Ottenberg.
An der Stelle des heutigen Weinfeldens haben bereits 124 n.Chr die Römer eine Brücke über die Thur gebaut.
Weinfelden taucht 838 n. Chr. als Quivelda (= Winis Feld) in den Geschichtsbüchern auf

Der Ottenberg ist ein unspektakulärer Wegweiser am Waldesrand oberhalb Weinfelden.
Die Strasse führt hinüber nach Hugelshofen.


Rölfis und unsere Wege trennen sich hier bereits wieder. Rölfi fährt ins Basel Ländische, wir weiter
Richtung Elgg und dem Girenbad / Höchholz Pass.


Der Pass bringt uns nach Turbenthal und weiter nach Bauma.
Es geht über den Sternenberg Pass nach Fischingen, von da ins Toggenburg, noch einmal vorbei an Ebnat Kappel, alt St. Johann nach Wildhaus.


Im Hotel Sonne frage ich nach einem Doppelzimmer mit Frühstück.
Die Chefin ist im Stress, sie wolle gleich nach vorne an die Reception kommen.
"Kai Stress, mer händ Zyt"... Corinne wartet draussen, ich drinnen.
Es dauert.
Mit "Kai Stress" war eigentlich gemeint sie solle die Teller in der Hand nicht fallen lassen.
Von 20 Minuten war nicht die Rede.
Ich gehe wieder ins Restaurant, mache mich bemerkbar, sehe an ihrem Gesicht, sie hat mich vergessen.
Wir kriegen Zimmer mit Balkon und Südsicht für den Preis von "mit ohne Balkon" und Hanglage.
40 Franken Gutschein für den nächsten Besuch obendrauf.
Wir duschen kurz, essen etwas kleines und sind ca 21:00 Uhr bereits im Tiefschlaf.



Sonntag 
Nachdem wir nun die Ostschweizer Übergänge alle absolviert haben, entscheiden wir uns beim Frühstück  spontan, St Luzisteig, die Lenzerheide und den Glaspas anzuhängen.





Da das Wetter passt und wir zeitlich gut dran sind nehmen wir gleich auch den San Bernardino mit.



Die Strecke runter nach Bellinzona ist ein Traum.
Kaum Verkehr, das Wetter wunderbar. 
Die Alpe di Neggia führt uns vom schweizerischen Vira über die Passhöhe auf 1'395 m.üM. ins italienische Maccagno. 



Die Passtrasse ist im Aufstieg von Vira mit Schlaglöchern übersäht.
Dafür sind die Aussichten auf den Lago Maggiore, Locarno, die Vercasca Staumauer traumhaft.

Den Zoll oder das was davon übrig ist passieren wir in Indemini.
Der Weg nach Maccagno zieht sich.
Corinne meint es könne nur noch wenige Kilometer bis zum Mittelmeer sein.

Wir sehen nicht das Mittelmeer, wir sehen den Lago Maggiore, italienisch auch Lago Verbano, abgeleitet vom lateinischen Lacus Verbanus.
212 Quadratkilometer Fläche, davon 80% auf italienischem Hoheitsgebiet.
(Danke lieber Herr W. das ich das in der fünften Klasse auswendig lernen durfte, ich hatte grossen Spass dabei).
Google verrät das die Grösste Tiefe 372 m beträgt und somit 170 m unter dem Meeresspiegel liegt.
(sehen sie Herr W, so geht Geographie heute)



Entlang des "Langensees" wie er auf deutsch heisst, fahren wir nach Luino.
Bekannt für günstige Handtaschen und billige Lederjacken aus früheren Shoppintouren in den 80igern.

Wir überqueren bei Fornasette erneut die Grenze, sind wieder in der Confoederatio Helvetica, also der Schweiz, was uns erneut daran erinnert, das wir uns eventuell mal einen CH Kleber für unsere Motorräder besorgen sollten.
Gerüchte weise hört man, das auch grüne Versicherungskarten, Warnwesten, Notfallapotheken und dergleichen mehr, von freundlichen Beamten gerne kontrolliert, deren nicht vorhanden sein mit kleineren oder grösseren Geld Beträgen geahndet, bei falscher Reifenwahl in den Sommer Monaten, auch mal die Weiterfahrt verweigert werden könne.

Nichts davon trifft heute zu.

Croglio, Castelrotto, Novaggio, Miglieglia, Fescoggia, Vezio, Mugena und schliesslich Arosio.
Wir erreichen endlich unser Tagesziel.
Sind hier im August letzten Jahres, an gleicher Stelle ziemlich genau so Müde gewesen.
Die Batterien sind leer.
Unsere, aber auch die vom Helmfunk.

Ganz in der Nähe des Foto Punktes Arosio finden wir das Ristorante Albergo San Michele. 






Moni sei ihr Name, meint die Chefin, Receptionistin, Köchin und was weis ich nicht was alles noch. 
Ja sie habe ein Doppelzimmer.
Zum Nachtessen gebe es Scalopini mit Safran Risotto Gemüse und zur Vorspeise eine gemischten Salat. 
Frühstück gibt es von acht bis elf Uhr. 
Preise nennt sie keine. Wir fragen auch nicht danach. Sind froh das unsere Suche nach einem Zimmer so schnell von Erfolg gekrönt ist. 

Das Essen ist wunderbar. Moni erzählt, das sie früher in Aarau gelebt habe, oft beim Rene im Restaurant Altstadt war und von einer WG in der Nähe der Glocken Giesserei. 
Seit etwas über 30 Jahren lebe sie nun aber im Tessin. 

Bereits um neun Uhr verabschieden wir uns in Richtung Zimmer mit der Nummer 9 an der Türe. 
Wir sind sowas von stehend KO. 



Montag
Bereits um viertel nach acht sitzen wir beim Frühstück. 
Ich erfahre das ich an dem Platz sitze, den eigentlich die Katze des Hauses für sich in Anspruch zu nehmen gewohnt ist. 
Ich gebe kampflos auf und räume das Feld. 



Wir wollen weiter zum Carona, oberhalb von Morcote.
Wir fahren durch malerische Gässchen, enge Tore, vorbei an Grottos und Albergos, eines schöner wie das andere.
Ich denke wieder und wieder, man sollte mehr ins Tessin reisen.
Diesmal blicken wir auf den Lago die Lugano hinunter.
dieser liegt nur zu 37% in Italien, weist knapp 49 Quadrat Kilometer Fläche auf und wird wegen seiner Form auch Ceresio, "der Gehörnte" genannt.
Es liegen angenehme 22 Grad an. Auch hier wieder tolle Aussichten sei es in Richtung Monte Generoso auf der einen, Ponte Tresa auf der anderen Seite.



Es ist elf Uhr, wir besprechen die Heimreise. Als Variante zum Gotthard steht der Simplon zur Diskussion.
Der Simplon zählt wie der Gotthard ebenfalls zum Pässewettbewerb.
Fitt und munter, unbekümmert ob Wetterbericht, Staumeldungen und dergleichen entscheiden wir uns für den Simplon.
Von Vico Morcote führt die Strasse hinunter nach Morcote, dem Lago di Lugano entlang nach Melide und Paradiso.
In Lugano nehmen wir die Autobahn Richtung Monte Ceneri, verlassen diese in Rivera und fahren auf der alten Strasse runter nach Cadenazzo.

Wir merken am Gegenverkehr das wir in der "falschen" Richtung unterwegs sind.
Bereits hier staut sich der Verkehr Richtung Bellinzona, Richtung Autobahn und dem zwangsläufigen Stau am Gotthard.
Wir aber haben freie Fahrt, erreichen zügig Locarno, fahren dennoch durch den stinkenden Umfahrungstunnel, bedauern es und sind froh als dieser zu Ende ist.

Vorbei an der Isola Brisago verlassen wir bei Cannobio erneut die Schweiz.
Einige Lastwagen vor uns, ein Rotlicht später sind wir alleine unterwegs. Motorräder haben so ihre Vorteile.
Immer entlang des Sees geniessen wir das Wetter. Zwischenzeitlich ist es beinahe 25 Grad.
Verbania finden wir nicht so toll, den Lago Mergozzo schon.
Halten wollen wir jedoch nicht.
Wieso auch.. wir haben nicht einen einzigen Euro dabei.
Wir benutzen die SS33, die Strada statale 33 del Sempione.
Vorbei an Villadossola und Domodossola,
Zu Domodossola fällt mir im vorbei fahren ein, das Italiener ähnlich wie wir beim Buchstabieren für Z wie Zürich, für den Buchstaben D come Domodossola verwenden.

Nun geht es endgültig hoch Richtung, Iselle, Gondo und die Simplon Passhöhe.
Die Grenze bei Gondo. Dem Zöllner gefällt Corinnes Luuszapfe.
Er spricht sie darauf an. Sie sieht sich schon Taschen auspacken, er will nur flirten.
Da ich etwas Vorsprung habe höre ich es auf dem Helmfunk.
Lustig ist es allemal.

Das Dorf Gondo, zu deutsch Ruden, erlangte traurige Bekanntheit als 2000 ein Bergsturz das Dorf zerstörte und 13 Todesopfer forderte.
Vor dem Bergsturz lebten über 120 Einwohner in Gondo.
Zwischenzeitlich sind es inklusive der Gemeinde Zwischenbergen zu welcher Gondo gehört noch 87 Einwohner.
Die Schule wurde 2007 nach Simplon Dorf verlegt.

Die Simplon Passhöhe liegt auf 2005 m.ü.M. Es ist kühl und windig.
Dennoch entschliessen wir uns für einen Kafi Halt. Lernen ein par englische Motorradfahrer sowie ein Chauffeur welcher grad seine Ruhezeit absitzt kennen.
Wenn er nicht Lastwagen fährt, fahre er auch  Motorrad. 10 mal das Centovalli hoch und runter bis die Leinwand an den Reifen raus schaut.
Jaja so einer sei er.. da kenne er nichts, da seien die anderen am schauen wenn er auf seiner zum Superbike umgebauten R1 daher komme. So eine gäbe es nicht noch mal.
Ich wünsche mir für ihn das es diese noch lange gibt.




Ettliche Kehren, eine spektakuläre Brücke später sind wir in Brig. Fahren weiter Richtung Lötschberg Autoverlad.
Wir haben uns für den Verlad entschieden da die Fahrt runter nach Aigle wenig tolles zu bieten hat, die Wolken in die Richtung nichts gutes verheissen.
Auf den Autozug haben wir Vorfahrt vor den PW's. Wir befestigen unsere Motorräder mit Stricken welche die BLS dafür vorsieht.
Ich weiss nicht was diese bezwecken sollen. Aber wir binden unsere "Ziegen" beflissentlich an, an was auch immer.


Im Zug sind schon 4 Motorradfahrer und zwei Harleys. Schnell ist man im Gespräch. Wo her, wo hin usw.


In Kandersteg regnet es. Zum ersten Mal in diesen 4 Tagen regnet es.


Wir schliessen alle Reisverschlüsse an unseren Anzügen und fahren in der Kolonne vorbei am Blausse Richtung Thunersee.
Mit etwas Glück haben wir Richtung Brünig Luzern bessers Wetter wie in Richtung Bern und entscheiden uns für ersteres.
Auf der Autostrasse entlang des Thuner und Brinzersees sind wir zügig in Luzern.
Unterwegs hört wie erwartet der Regen auf.

Wie in Lugano um ca elf Uhr geschätzt, erreichen wir die heimatliche Garage ziemlich genau um halb sieben Abends.
Wie wir zuhause ankommen, erfahren wir, das der Entscheid über den Simplon nach Hause zu fahren anscheinend der Richtige war, der Gotthardpass wegen Steinschlag geschlossen wurde.
Eine Dusche und ein Fondue später sind wir Müde, sehr Müde zwar, aber zufrieden im Bett

Es waren 4 sehr tolle Tage.
Bis ganz kurz zum Schluss hat das Wetter gehalten was es gegenteilig versprochen hatte.
Statt Regen und hässlich wars trocken und schön.
Nur die eine Stunde hat es uns kurz "verschiffet"